#84 Rurbane Architektur: Prozesse dritter Orte - Nelli Fritzler

Shownotes

Nelli Fritzler erforscht mit Rurbane Realitäten, wie zwischen Stadt und Land neue Formen des Zusammenlebens entstehen. Im Gespräch spricht sie über Beteiligung als Gestaltungswerkzeug, über Verantwortung in Transformationsprozessen – und warum Zuhören manchmal der wichtigste architektonische Akt ist.

Host und Produktion: Kerstin Kuhnekath Redaktion und Text: Katharina Lux

Übersicht aller Folgen mit weiteren Infos & Bildern zu unseren Gästen: https://www.baunetz-campus.de/podcasts

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Transkript anzeigen

00:00:00: Willkommen und seid gegrüßt zur vierundachtzigsten Episode von Studiertum zu Bauen, dem Baunetz Campus Alumni Podcast präsentiert von Gira.

00:00:08: Ich bin Kerstin Kuhnekart und mein heutiger Gast ist Nelly Fritzler.

00:00:12: Los geht's!

00:00:13: Herzlich willkommen beim Baunetz Campus Alumni Podcast Studiertum zu Bauen.

00:00:19: Nelly Fritzler, du bist Architektin, Forscherin und Moderatorin.

00:00:25: an den Schnittstellen von Stadt, Land und Gesellschaft.

00:00:28: Und mit robane Realitäten hast du einen Büro mitgegründet, das genau diese Übergänge produktiv macht.

00:00:34: Darüber sprechen wir gleich.

00:00:36: Wir sprechen erstmal über deinen Weg dahin, wie das hier üblich ist im Podcast und dann auch gerne über eure Arbeitsweise und euer Verständnis vor Gestaltung.

00:00:46: Du hast Architektur am KIT.

00:00:49: und an der TU Berlin studiert.

00:00:52: KIT, Karlsruhe Institut für Technologie, noch mal der Vollständigkeit halber.

00:00:55: Und schon in deiner Masterarbeit hast du begonnen, Stadt und Land zusammenzudenken.

00:01:01: Und deine Abschlussarbeit hieß Rohre Barne Realitäten, der Name eures Büros auch jetzt.

00:01:09: Wann hast du gemerkt, dass daraus mehr werden könnte als ein akademisches Projekt aus dieser Masterarbeit, nämlich der Ausgangspunkt für eine eigene Praxis?

00:01:19: Ja, danke erstmal, dass ich hier sein darf.

00:01:20: Es freut mich total.

00:01:22: Ja, robane Realitäten, vielleicht da nochmal so ein, zwei Sätze zu, also es ging in der Abschlussarbeit darum, dritte Orte, insbesondere im ländlichen Raum dabei zu begleiten oder bzw.

00:01:34: Initiativen zu begleiten, dritte Räume zu entwickeln.

00:01:38: Dritte Orte, das ist ein Begriff, der immer öfter mir gerade auf jeden Fall auch begegnet, das erzeichnet.

00:01:45: einen Ort der Begegnung abseits von eigener Wohnung und Arbeitsstädte oder Institutionen, die man besuchen muss sozusagen.

00:01:53: Sag doch noch mal dazu, was du gerade sagen wolltest.

00:01:56: Weiter bitte.

00:01:58: Ja, genau.

00:01:59: Es ging eben um die Entwicklung von genau solchen dritten Orten, insbesondere im ländlichen Raum, zusammen mit Initiativen vor Ort, die sich dafür eingesetzt haben oder einen Setzen, Leerstände, in dritte Orte zu transformieren.

00:02:13: Und im Rahmen der Abschlussarbeit habe ich eben Formate dafür entwickelt, habe mit denen zusammengearbeitet.

00:02:19: Und dann, wie es eben so ist, kommt so eine Abschlussarbeit zum Ende.

00:02:22: Aber die Projekte waren ganz oft noch gar nicht am Ende.

00:02:25: Und in diesen Prozessen habe ich gemerkt, dass da eigentlich ganz viel sowohl an Themen als auch an Prozessen und an Lernpotenzial auch für mich selbst drinsteckt.

00:02:35: Und deswegen wollte ich unbedingt dranbleiben.

00:02:37: Und dann ging es nach dem Studium eben weiter.

00:02:40: Und so wurde das Büro dann gemeinsam mit Anna daraus.

00:02:43: Außergewöhnlich ist ja schon, dass man sozusagen mit echten Initiativen zusammenarbeitet.

00:02:47: Also viele Masterarbeiten beziehen sich ja auch vor allem auf fiktive Situationen.

00:02:53: Dieses klassische Entwerfen für die Tonne und der Schublade.

00:02:57: Aber du hast deine Arbeit irgendwie mit lokalen Initiativen entwickelt.

00:03:01: Wie ist das vonstatten gegangen?

00:03:03: Und welche Rolle spielte dieser direkte Kontakt zu Menschen und Initiativen dann für dich und auch für dein Verständnis von Architektur?

00:03:11: Es war ein total spannender Prozess.

00:03:13: Ich glaube, bei mir entstand dieses Bedürfnis danach auch aus dem Kontext der Corona-Pandemie, weil ich meine Abschlussarbeit so am Ende der Pandemie so entwickelt habe und gemerkt habe, ich will irgendwie mit Menschen gemeinsam an echten Orten außerhalb des digitalen Raums unterwegs sein und auch an diesen Prozessen, die irgendwie so viel diskutiert wurden, mitarbeiten.

00:03:35: Und dann habe ich recherchiert und habe ein Förderprogramm gefunden, das eben ganz gezielt Initiativen unterstützt hat, die im ländlichen Raum in NRW aktiv sind in der Leerstandsbelebung in der Entwicklung von dritten Orten.

00:03:49: Und da habe ich ganz, ganz viele angeschrieben und von einer Handvoll habe ich zurückgehört und mit denen habe ich mich dann verabredet und getroffen und bin hingefahren.

00:03:59: Und es war ganz toll, weil ich gemerkt habe, dass ich selbst erst mal lernen musste, über die Dinge, die ich so mitbringe und die mich begeistern, so zu sprechen, dass die irgendwie Anklang finden können und auch Resonanz finden können.

00:04:11: Und gerade so diese andere Form von Kommunikation und wie man auch die Entwurfsprozesse öffnen kann für Laien.

00:04:19: Wahnsinnig spannend.

00:04:20: Werbung.

00:04:21: Der Baunetz Campus Alumni Podcast wird unterstützt von Gira.

00:04:25: Das sind die mit den Schaltern.

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00:05:11: Du hast jetzt gesagt, es haben sich nur eine Handvoll zurückgemeldet.

00:05:13: Das heißt, meinst du, da gibt es Vorbehalte, weil vielleicht

00:05:17: oft dieser

00:05:17: Übertrag in eine verständliche Kommunikation vielleicht nicht stattfindet, dass die Leute da denken, ach nee, es wird dann irgendwie kompliziert mit so einer angehenden Architektin.

00:05:28: Fällt mir schwer, das zu beantworten.

00:05:29: Ich glaube, da spielen unterschiedliche Dinge mit rein.

00:05:31: Sicherlich ist das vielleicht was, was nicht jeder Person total zugänglich ist.

00:05:36: Gleichzeitig ist es aber auch so, dass diese Projekte ja... überwiegend im Ehrenamt getragen werden.

00:05:41: Und je nachdem zu welchem Zeitpunkt man sich gerade meldet und wie viel bei allen los ist, kann es auch gut sein, dass so eine Anfrage auch einfach mal untergeht oder eben andere Dinge wichtiger sind, weil die Personen, die sich da engagieren, oft... fünf Dinge gleichzeitig machen und fünf Rollen gleichzeitig erfüllen müssen.

00:05:57: Deswegen ist es auch manchmal ein bisschen Glücks- und Timingssache, wenn es passt.

00:06:02: Und die, die zugesagt haben, wie war das bei denen?

00:06:04: Waren die eher so, naja, gut, dann sind wir jetzt mal nett und unterstützen eine junge Person?

00:06:09: Oder haben die sich gefreut über die Unterstützung?

00:06:12: Ich würde schon sagen, dass die sich gefreut haben bzw.

00:06:15: dass sie erst mal interessiert waren, weil dieses Diese Förderprogramme, die Initiativen unterstützen, das ist natürlich super, dass es es gibt.

00:06:24: Aber es ist nun mal auch in ganz vielen Fällen eine Raumfrage.

00:06:30: Also insbesondere, wenn man sich mit Leerstand und der Neuprogrammierung oder Weiterentwicklung von Leerstand beschäftigt, dann hängen da so viele raumkonzeptionelle programmatische Fragen dran, die die Personen gar nicht unbedingt... beantworten oder für sich selbst entwickeln können.

00:06:48: und ich glaube gerade auf dieser Ebene von wie geht man eigentlich mit so einem Raum um der dann am besten noch ganz multifunktional und offen nur niedrigschwellig sein soll.

00:06:57: Ich glaube da waren ja irgendwie eine große Offenheit Unterstützung zu bekommen.

00:07:04: Das ist schön.

00:07:05: Robane Realitäten hast du ja wie wir eben schon gesagt haben mit Dana.

00:07:10: Kollegen und Partnerin Anna Holzinger, zw.

00:07:12: und zwanzig gegründet.

00:07:14: Wie seid ihr denn zusammengekommen?

00:07:16: Und was verbindet euch inhaltlich?

00:07:18: Ja, Anna und ich, wir sind, das war ganz spannend.

00:07:21: Also ich hatte gerade meinen Abschluss gemacht und wurde dann genauso wie Anna eingeladen, an

00:07:27: einem

00:07:29: Workshop, den zehntägigen Workshop teilzunehmen von der Wüstenrotstiftung.

00:07:34: Der hieß damals Campus Zukunft

00:07:36: Wohnen.

00:07:37: Und da waren eben mit uns noch einige andere Young Professionals eingeladen, um zehn Tage lang ganz frei an diesem Thema zu arbeiten.

00:07:48: Anna und ich haben uns da zusammengetan und haben gemeinsame Performance geschrieben zur Zukunft von ein Familienhäusern, also sprich auch so eine klassischen Typologie, die irgendwo zwischen Stadt und Land anzutreffen ist und wie man die eigentlich gemeinschaftlicher und auch mehr als eine Art von Netzwerk von einzelnen Typologien denken kann.

00:08:10: und haben gemerkt irgendwie... Die Themen, die uns beschäftigen und die uns interessieren, liegen ganz nah beieinander.

00:08:15: Und ich glaube auch so dieser Tatendrang von, wir sind jetzt fertig mit dem Studium.

00:08:19: Wie können wir uns jetzt irgendwie einbringen und selbst experimentieren und Methoden austesten?

00:08:25: Und dann haben wir uns nach diesem Workshop gemeinsam auf ein paar Ausschreibungen beworben.

00:08:31: Also wo es viel um Installationen oder Aktivitäten auch im öffentlichen Raum ging.

00:08:37: Und da haben wir... direkt welche bekommen und haben das sofort getestet miteinander und das ging gut.

00:08:43: Super und das ist auch ja in diesem Zwischenstadt- und Landbereich.

00:08:47: Also ich meine, euer Name steht ja auch dafür.

00:08:49: Das ist ja

00:08:49: so Rohrbahn, bedeutet ja zwischen Urbahn und Rural.

00:08:53: Also das nochmal zur Erklärung, wer es noch nicht wusste.

00:08:57: Welche neue Formate der Gestaltung braucht es in diesem Zwischenbereich?

00:09:02: Das ist jetzt eine ganz große Frage.

00:09:04: Ich glaube, dass wir das Gefühl haben, dass es vor allem unterschiedliche Formate braucht, die auf konkrete Orte reagieren, dass es nicht funktionierten Werkzeugkasten zu haben und Werkzeug A immer an allen Orten gleich anzuwenden, dass es gerade in diesen Zwischenräumen nicht funktioniert und dass man ganz stark darauf angewiesen ist von dem lokalen Wissen vor Ort zu profitieren, zu kooperieren und auch auf das zu reagieren, was gebraucht wird.

00:09:36: Dafür braucht es oft Formate, die kommunikativ angelegt sind, die unterschiedliche Leute zusammenbringen können und die auch ein Stück weit befähigen können, selbst aktiv zu werden.

00:09:49: Also unterschiedlich, darauf liegt vielleicht wirklich die Betonung, dass nicht jetzt irgendwelche Leute kommen, die in der Großstadt ausgebildet wurden und dann am Land kommen, erst mal erklären, wie es geht.

00:10:01: Das nicht, also auch kein Schema F, sondern hingehen und wirklich schauen, was ist da welche Substanz.

00:10:07: Wir haben eben schon gesagt, das sind die dritten Orte.

00:10:11: Welche Rolle spielen die?

00:10:12: Also ist auch eine große Frage jetzt und hat jetzt mit einem Werdegang nicht direkt zu tun, aber verrät natürlich auch was über dich und deinen Verständnis von dem Beruf vielleicht, da kommen wir gleich auch noch mal zu.

00:10:22: Welche gesellschaftliche Relevanz haben denn Dritte Orte?

00:10:25: Vielleicht auch sogar für die Demokratie.

00:10:27: Also was bedeuten dir Dritte Orte?

00:10:30: Welche Rolle würdest du ihnen zuschreiben?

00:10:33: Ich würde den riesigen Rolle zuschreiben und auch eine Rolle, die vielleicht vor allem dann deutlich wird, wenn Dritte Orte wegfallen.

00:10:42: Und von der Anlage her sind Dritte Orte so gedacht, dass es eben niedrigschwellige Orte sind.

00:10:48: wo es keine Zugangsbeschränkungen gibt.

00:10:52: Also man kann sich dort treffen, man kann Dinge miteinander aushandeln, man kann sich unterhalten, man kann auch einfach nur ein bisschen abhängen.

00:10:59: Aber gerade dieses niedrigschwellige Begegnung und auch so eine Art von Ausnevelieren von Unterschieden, die der Stadt findet, ist unfassbar wichtig.

00:11:07: Und man merkt das, glaube ich, gerade an Orten.

00:11:11: zum Beispiel im ländlichen Raum, wo es vielleicht ohnehin nicht so eine Dichte an dritten Orten gibt, wenn die dann wegfallen, dass auf einmal so diese Räume fehlen, wo man gemeinsam das Zusammenleben aushandelt und auch irgendwie mal ein paar robuste Diskussionen miteinander führen kann und sich irgendwo auf so einen gemeinsamen Nenner zu bewegt.

00:11:31: Wenn die Orte wegfallen oder eben immer privatisiertere Orte verlagert werden, dann fehlt dieser Begegnungsort und dieses Aushandeln miteinander.

00:11:40: Und das ist schon ein Problem für die Demokratie, wenn die wegfallen und es dann immer polarisiertere Diskussionen gibt irgendwo.

00:11:48: Also du siehst auch durchaus eine politische Aufgabe für Architektinnen.

00:11:53: Auf jeden Fall.

00:11:54: Und ich glaube, es ist auch nicht so unterschätzen, dass wir uns mit Räumen beschäftigen und Räume eben auch die Räume sind, in denen Menschen zusammenleben.

00:12:03: Und je nachdem, wie wir die gestalten, hat das nun mal eine Auswirkung.

00:12:07: Umgekehrt bedeutet das auch, dass wir gemeinsam mit Menschenräumen entwickeln, dass sowohl die Identifikationen auch so dieses Gefühl von, ich habe doch einen Einfluss auf mein Umfeld und wie ich mein Leben gestalten und mein Miteinander gestalten will.

00:12:22: Ich glaube, es ist etwas ganz Wichtiges, was wir auch in der Hand haben.

00:12:25: Also das ist so der Knackpunkt wahrscheinlich, dass man nichts vorgesetzt bekommt.

00:12:28: Dafür macht ihr euch ja auch stark, dass ihr sagt, der Prozess ist eigentlich wichtiger noch als das Ergebnis vielleicht.

00:12:33: Also der Prozess auf jeden Fall... was mit dem wir uns viel viel mehr beschäftigen müssen.

00:12:38: Weil gerade so ein Ergebnis, wenn es um lange Transformationsprozesse geht, liegt im Zweifel eben so weit in der Zukunft, dass man noch gar nicht weiß, was dieses Ziel oder dieser Outcome wirklich ist, aber den Prozess immer wieder anzupassen und zu gestalten und reagieren zu können.

00:12:53: Ich glaube, da müssen wir alle noch ein bisschen näher hinkommen.

00:12:57: Ihr arbeitet ja auch mit Vereinen zusammen, wie zum Beispiel dem deutschen Roten Kreuz.

00:13:03: Müsst ihr da eure Rolle irgendwie beschreiben oder einnehmen?

00:13:06: Was wird von euch erwartet als Architektinnen?

00:13:09: Oder müsst ihr da viel Aufklärungsarbeit leisten und wundert man sich dann darüber, was ihr macht und das ihr nicht irgendwie direkt baut, also dieses Klischee, dass der baunen Architektin vielleicht erfüllt?

00:13:21: Also es ist ja in der Regel so, dass, also auch das Deutsche Rote Kreuz zum Beispiel ist auf uns zugekommen.

00:13:27: und hat uns gebeten quasi bei einer räumlichen Frage eigentlich zu unterstützen.

00:13:31: Also da ging es darum, also insbesondere um landwirtschaftlich oder ehemals landwirtschaftliche genutzte Höfe, die jetzt so aus der Nutzung fallen und wo früher zehn bis fünfzehn Personen und heute ein bis zwei immer älter werdende Personen drin wohnen.

00:13:47: Und es ging eben darum, ein Format zu entwickeln, nicht diese Höfe sofort umzugestalten und ganz tollen Entwurf zu entwickeln, was so die klassische gestalterische Aufgabe vielleicht wäre, sondern überhaupt erst mal sich diesem Thema anzunieren, dass man drüber sprechen kann, was für Lösungsansätze auch im Sinne von Eigentumsformate oder vielleicht Umnutzungs... Ideen gemeinschaftlicherer Natur und so weiter, also sich da anzunähern.

00:14:15: Und ich glaube, die Rolle, die uns da zugesprochen wird, ist schon eine, dass wir irgendwo Gespräche zu Räumen führen und anleiten können und diese Themen zugänglich machen zu können.

00:14:28: Und gar nicht unbedingt dieses Umbauende.

00:14:31: Selbst Wirksamkeit und Teilhabe sind zentrale Begriffe eurer Arbeit.

00:14:35: Wie gelingt es denn, die Beteiligung so zu gestalten, dass sie wirklich etwas verändert?

00:14:41: Also dass man nicht nur im Dialog führt und dann bleibt alles so, sondern wie gelingt das, ein Prozess dadurch in Gang zu bringen?

00:14:47: Da habt ihr auch viel Erfahrung.

00:14:50: Ja, also ich glaube, dass es damit Beteiligung wirklich funktionieren kann, ist der Anfangspunkt, also sprich die Frage, die man stellt am Anfang, ganz wichtig.

00:15:03: Auch wir haben dann auf jeden Fall ein Lernprozess hinter uns und versuchen es jetzt zu vermeiden, einfach so nach Wünschen für den Ort zu fragen.

00:15:16: Weil wir festgestellt haben, dass so dieses, erzählt uns mal, was ihr uns euch alle wünscht und dann gibt es wahnsinnig engagierte Menschen, mit denen man spricht, die sich wirklich auch in diese Wünschen, diese Ideen reinbegeben, der Zeit aufwenden, das ganz akribisch auch teilweise beschreiben, aufzeichnen, etc.

00:15:33: Und dann kommt man in die Situation, wo man sagen muss, ihr habt tolle Ideen und jetzt verschwinden die irgendwie wieder.

00:15:41: Und ich glaube, da haben wir schon gelernt, so ein bisschen auch abzuschätzen, was ist denn eigentlich wirklich der Rahmen, in dem wir dann auch Dinge umsetzen können bzw.

00:15:52: welche Frage können wir stellen, damit am Ende nicht eine Art von Enttäuschungen entsteht.

00:15:56: Und da geht es schon in unseren Augen viel darum, unsere Rolle anders zu definieren, eben nicht eine Rolle von wir kommen irgendwo hin, unterhalten uns über Potenziale und dann sind wir wieder weg, sondern dass es uns auch viel darum geht, zu sagen, okay, was ... habt ihr denn vor Ort schon andere Sourcen an Wissen, an Netzwerk?

00:16:19: Und wie können wir euch vielleicht erhelfen, das zu erkennen oder eben so miteinander zu verschalten, dass dann Projekte möglich werden?

00:16:27: Und es kann darum gehen, dass man Räume findet, in denen Initiativen ihre Ideen umsetzen können.

00:16:34: Das kann auch bedeuten, dass man gemeinsam mit Initiativen ganz konkret temporäre Architekturen entwickelt, die den Ideen dienen, also dass man zum Beispiel sagt, ganz oft haben wir Initiativen, die zu uns kommen und sagen, wir haben einen Raum, aber wir wissen irgendwie überhaupt nicht, wo man da anfängt, wir wissen auch nicht, wie wir Leute mitnehmen können.

00:16:56: und da haben wir natürlich schon eine Art von Expertil zu sagen, okay, lasst uns mal eine Art von Schritt für Schritt Plan entwickeln und das auch architektonisch mitdenken.

00:17:09: und dann merkt man, dass wir uns im Laufe des Prozesses eigentlich immer weiter wieder rausnehmen können.

00:17:14: So eine Aktivierung findet da statt und das ist vielleicht dann der Knackpunkt.

00:17:19: Ja genau.

00:17:20: Also auch etwas zu sehen, was vielleicht die anderen nicht drin sehen.

00:17:22: Und dann sagt ihr, wir sehen das und das darin.

00:17:25: Das ist möglich darin, würde euch das helfen.

00:17:27: Also in dem Sinne total aus der Sache heraus gedacht.

00:17:31: Ja, genau.

00:17:31: Und ich glaube, das ist auch das manchmal gar nicht so leicht, dass in so einem klassischen Berufsbild, dass man so von diesem vorher nachher wir entwerfen was und danach ist alles ganz anders.

00:17:41: Dass es manchmal gar nicht so leicht und anschaulich zu vermitteln ist.

00:17:44: Aber gerade diese Gewohnheiten, die Menschen auch miträumen.

00:17:49: haben, also sprich auch Lesarten, insbesondere Boreum, die vielleicht ganz negativ gelesen wurden über eine lange Zeit, da eine Art von Clue zu entwickeln, zu sagen, lasst uns die mal ganz anders erlebbar machen und zwar für ganz viele Menschen, weil dann so die Motivation auch steigt, zu sagen, okay, wir wollen uns da auch einbringen.

00:18:05: Wir haben jetzt mal gesehen, was theoretisch möglich wäre.

00:18:07: Wie kommen wir jetzt dahin, dass es bestehen bleibt quasi?

00:18:10: Dass

00:18:10: es bestehen bleibt und wieder einem anderen Licht

00:18:13: auch genutzt werden

00:18:14: kann.

00:18:15: Ich finde das ganz großartig, weil auf psychologischer Ebene, dass man nicht immer etwas hinterherrinnen soll.

00:18:22: Also wenn ich einen Schloss hätte, dann könnte ich endlich glücklich sein, so ungefähr.

00:18:25: Und dann kommt man hin und sagt eben, aber da steht doch ein Schloss.

00:18:29: Richtig.

00:18:29: Wir müssen nur das E-Feuer wegmachen.

00:18:32: Genau.

00:18:33: Und ich glaube, das ist auch das Spannende manchmal in dieser, weil natürlich sind wir auch oft in der Rolle, dass wir von außen an den Ort kommen.

00:18:41: Und man dem Vorurteil erstmal begegnen muss, dass wir jetzt vielleicht auch aus einer städtischen Perspektive oder aus einer akademischen Perspektive immer an den Ort kommen.

00:18:50: Manche Personen glaube ich auch erwarten, dass wir jetzt da hinkommen und sagen, wir wissen, wie hier alles funktionieren muss und wir zeigen euch das jetzt mal.

00:18:58: Und ich glaube, sich aus dieser Rolle ganz bewusst rauszunehmen und zu sagen, nee, darum geht es uns überhaupt nicht, sondern wir sind hier auch, um zuzuhören und eigentlich das Potenzial mit euch gemeinsam auch zu entdecken.

00:19:08: Das ist eigentlich das, was uns viel mehr Spaß macht, als Lösungen irgendwo hinzu projizieren.

00:19:13: Oder zu exportieren aus dem Stadtzentrum.

00:19:16: Kommen wir mal zur Forschung

00:19:17: und Lehre an der Bauhaus-Universität Weimar.

00:19:20: Forschst und lehrst du zu urbanen Wohnformen und Beteiligungskulturen.

00:19:25: Du bringst Themen aus der Praxis auch direkt in die Lehre.

00:19:28: Das ist dir wichtig.

00:19:30: Warum war denn der Schritt an die Universität so wichtig und wie reagieren Studierende auf euer prozessuales Verständnis von

00:19:37: Entwurf?

00:19:39: Ja, also ich glaube, das Schöne ist ja so ein bisschen, dass das ganze Büro Ja, quasi mit dem Ursprung dieser Abschlussarbeit oder auch irgendwie so einem universitären Kontext begonnen hat und wie jetzt dreieinhalb Jahre eigentlich das Büro Vollzeit.

00:19:54: nur in diesem Modus gemacht haben und dann gemerkt haben, es gibt eigentlich so viele Themen, wo wir immer sagen, da müssen wir ran und das muss sich verändern, das muss auch im Berufsbild anders vermittelt werden, gerade auch in der Ausbildung anders gelehrt werden.

00:20:07: Und ich glaube, Anna und ich werden beide das Gefühl, dass es super wäre, diese Themen jetzt wieder an die Uni zurückzubringen und wieder mitzunehmen.

00:20:15: Und wir haben angefangen eigentlich mit einem Lehrauftrag an der FIR-Foot, das heißt Exploring the Existing.

00:20:21: Und da sind wir mit Studierenden in Bestandsgebäude im Erfurter Umland gefahren und haben uns eigentlich damit beschäftigt, wie man so Potenziale im Bestand überhaupt erst mal selbst entdecken kann.

00:20:31: Und vor allem dann eben auch wieder diesen Schritt, wie kann man die vermitteln?

00:20:35: Also wie kann man die in einem breiteren Publikum zugänglich machen, die jetzt vielleicht gar nicht so diese Expertise zu Raumfragen haben?

00:20:43: Und das hat total super funktioniert und hat auch wirklich ganz viel anklang gefunden.

00:20:47: und ich glaube daraus kam auch bei uns beiden das Bedürfnis eine wissenschaftliche Stelle dann an der Uni.

00:20:53: uns darum zu bemühen, quasi.

00:20:54: Und ich bin jetzt bei Dorothea Rummel an der Professur-Stadtraum entwerfen und Anna Isbarantje Stockmann in der HZU in Hamburg in der Landschaftsarchitektur.

00:21:03: Und ich sage das deshalb nochmal so deutlich, weil wir ja auch immer in diesen interdisziplinären Formaten denken und es jetzt auch ganz toll finden, dass ich jetzt quasi in diesen städtebaulichen Fragen und Anna in der Landschaftsarchitektur diese Themen jetzt auch nochmal wie so quer verbinden kann.

00:21:20: Und wir merken, dass die Studierenden Die Themen, die vor, ich sag jetzt mal so, vor fünf, sechs Jahren noch so Sonderthemen waren, also der ländliche Raum, aber auch Beteiligungsformate, Prozesse, dass sie total wach sind und das absolut auf dem Schirm haben, dass es eine hohe Relevanz hat und auch ganz begeistert sind, sich da einzubringen.

00:21:41: Das ist super schön für uns das zu sehen, dass es jetzt gar nicht mehr so Spezialthemen sind.

00:21:47: Ja, ich fragte mich gerade... Mal so kurz klar mal auf, ob man nicht trotzdem in dieser Ecke gerne mal landet, dass die Leute dann doch mit Wünschen um die Ecke kommen und irgendwie doch hoffen, dass jemand Sachen erledigt.

00:22:00: Weil wir sind ja schon auch gesellschaftlich so geprägt, dass die Experten und Experten immer alles für einen tun.

00:22:08: Ich unterstelle jetzt mal unsere Gesellschaft, ein bisschen passiv zu sein und Experten und Experten die Dinge zu überlassen.

00:22:17: Und deswegen frage ich mich, ob das fast schon ein erzieherischer Prozess ist, dass man eben Leuten sagt, ihr seid aktiv mit eingebunden.

00:22:25: Es kommt nicht jemand von außen und macht das für euch.

00:22:27: Ob das ein Wunsch ist, der existiert, dass die Leute sagen, macht ihr mal?

00:22:30: Oder ob die sich freuen, aktiv dabei zu sein und da auch mitzuarbeiten?

00:22:35: In der Regel würde ich sagen, es ist bei uns so, dass wir in Orte kommen, wo Menschen schon aktiv sind.

00:22:41: Weil sie in ihrer Umgebung Veränderungen beobachten, wo sie... gegenwirken wollen oder sagen, ich so kann es nicht weitergehen.

00:22:50: Ich muss jetzt oder wenn ich für mich dann für meine Kinder, also irgendwie es gibt dann schon so eine intrinsische Motivation, wo man glaube ich ganz gut anknüpfen kann und es gibt natürlich auch Orte, wo man eher auf eine Resignation trifft, aber ich glaube mit beide muss man irgendwie umgehen.

00:23:08: Wie sind denn die Rahmenbedingungen?

00:23:09: Also wer beauftragt euch?

00:23:13: Es ist unterschiedlich, wenn es um diese Arbeit mit Initiativen geht, dann ist es in der Regel so, dass die im Rahmen von Förderprogrammen gefördert werden und uns quasi darüber beauftragen können.

00:23:25: Dann haben wir natürlich unsere Forschungsprojekte, die eher über Stiftungen oder Verbände laufen, weil da ein Interesse besteht.

00:23:34: zu diesen Themen sowohl das Robane, also Prozesse zwischen Stadt und Land, zu erkunden, als auch eben, wie man Menschen daran beteiligen kann.

00:23:44: Und dann haben wir jetzt auch so die ersten Projekte mit Ministerien, wo es darum geht, wie wir eigentlich diese Art von Beteiligung auch bei jungen Menschen, also wenn ... junge Personen sich in die Stadtentwicklung oder auch in das Statten machen und das Land machen einmischen wollen, wie man die dazu befähigen kann.

00:24:08: Wie blickst du auf die nächsten Jahre?

00:24:11: Das ist ein langer Prozess, Transformation.

00:24:14: Davon redet die Bauchrangier schon jahrelang jetzt mittlerweile.

00:24:17: Wie lang?

00:24:18: Oder sagen wir so.

00:24:19: Politisch steht die Befürchtung im Raum, dass antidemokratische Kräfte stärker werden bzw.

00:24:25: sie werden faktisch stärker im Moment.

00:24:27: Und das ist ja auch so ein Versuch, da vielleicht gegenzusteuern.

00:24:31: Wie blickst du auf die nächsten Jahre, wie sich sozusagen die Verantwortung aus der Bevölkerung heraus sich zu beteiligen an demokratischer Raumbildung, wie sich das so entwickeln wird?

00:24:42: Ist natürlich jetzt auch schwer für dich zu sagen, aber hast du eine Tendenz vielleicht so im Kopf?

00:24:48: Ich würde mir da jetzt so keine Einschätzung, also keine professionelle Einschätzung erlauben, aber ich habe natürlich ein Gefühl dazu und ich war jetzt gerade vor zwei Wochen bei einer größeren Konferenz in Turin, wo auch ganz viele Stadtmachende oder Menschen aus der Verwaltung, aus der Stadtentwicklung unterschiedliche Büros zusammenkam, die genau über diese Fragen diskutiert haben und durch die Bank weg, also ob das jetzt New York ist, ob das Cairo ist, ob das, ich weiß nicht, Rotterdam ist.

00:25:20: Ich glaube, viele haben ein ähnliches Gefühl, dass man sich irgendwie gemeinschaftlich zusammenschließen muss, um eine Art von Gegengewicht zu schaffen.

00:25:31: Und gerade bei drängenden Fragen, auch wie Wohnraumfragen, Klimafragen, da kommt es vor allem bei den Schwächsten eben an.

00:25:40: Und es kommt immer härter an und es ist immer prekärer für viele Menschen.

00:25:44: Und ich glaube, das hat mich, ehrlich gesagt, motiviert, in diesem Rahmen zu merken, es gibt auch überall Menschen, die sich dafür einsetzen, dass wir da dagegen halten.

00:25:55: Aber es ist schon eine größerwährende Aufgabe auf jeden Fall.

00:25:59: Du hast es selber als Verantwortung wahrgenommen, die du übernehmen möchtest.

00:26:04: Man kann dann sagen, es ist möglich, als Architekt in diese Verantwortung auch sich derer anzunehmen.

00:26:09: Ich komme zur letzten Frage.

00:26:10: Viele jungen Architekt in den Suchen nach neuen Wegen, jenseits klassischer Büros ebenso.

00:26:16: Was würdest du ihnen mitgeben, wenn sie eigene Formate entwickeln wollen, vielleicht auch ähnlich wie ihr?

00:26:23: Ich glaube vor allem ausprobieren und machen.

00:26:26: Wir haben eigentlich angefangen, glaube ich, aus so einem Gefühlehaus, das wir gesagt haben.

00:26:30: Wir hören die ganze Zeit nur noch von multiplen Krisen.

00:26:34: Wir hören die ganze Zeit von den ganzen Herausforderungen, die uns bevorstehen, von der Zukunft, die total ungewiss ist und irgendwie dieser Berg wird immer größer an Problemen und man fühlt sich damit irgendwann immer kleiner.

00:26:48: und ich glaube dieses Gefühl von okay, wie können wir daran, wie können wir uns doch einbringen.

00:26:52: Das war schon ein Bedürfnis.

00:26:55: Und wir haben auch wirklich ganz im Kleinen angefangen, das zu testen.

00:26:59: Und dann ist so ein bisschen eins zum anderen gekommen, aber ich glaube, wenn man das Gefühl hat, man braucht für diesen riesigen Berg sofort eine riesige Lösung, dann fängt man nie an.

00:27:08: Und ich glaube, da würde ich wirklich gerne alle ermutigen, zu sagen, Tested-Formate.

00:27:13: Schließt euch auch zusammen.

00:27:14: Man muss auch nicht immer alles neu erfinden.

00:27:16: Man kann auch mal irgendwo anrufen oder eine Mail schreiben und sagen, ich finde eure Projekte gut.

00:27:21: Könnt ihr mir einen Tipp geben, wie ich das ... ausprobieren kann.

00:27:24: Ich glaube, da haben wir auch ganz viel gemacht und da stößt man oft auf viel mehr Offenheit, als man das vielleicht erwartet von außen.

00:27:31: und deswegen unbedingt ausprobieren, zusammenschließen.

00:27:35: in Kontakt gehen.

00:27:36: Genau.

00:27:36: Und über Ideen auch sprechen.

00:27:38: Richtig.

00:27:38: Super.

00:27:39: Ganz herzlichen Dank für das Interview, Nelly Fritzler.

00:27:42: Danke dir.

00:27:43: Das

00:27:43: war Studiertum zu bauen, der Baunetz Campus Alumnie Podcast präsentiert von Gira.

00:27:48: Wir freuen uns, wenn ihr beim nächsten Mal wieder rein hört und wenn ihr uns eine Bewertung da lasst.

00:27:54: Redaktion und Veröffentlichung Katharina Lux, Baunetz Campus, Moderation und Audioproduktion Ich, Kerstin Kuhnekart, Berlin,

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