REISE-SNIPPETS SPEZIAL #3: Von Rom, nach Nantes bis Beirut

Shownotes

In der dritten Folge erleben wir persönliche Perspektiven auf Rom, Nantes, Moskau, Mumbai und Beirut. Max Hinz erzählt von alltäglichen Beobachtungen in der römischen Peripherie, Firat Ertegi fasziniert die Maschinenwelt der Les Machines de l’île während Nadin Heinich über ihre Zeit in Moskau erzählt und Orte wie ihr Mumbai oder Beirut als dynamische, widerstandsfähige Städte beschreibt, die Perspektivwechsel, Demut und neue Erfahrungen lehren.

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00:00:00: Willkommen zur dritten Reisesnippet-Spezialfolge unseres Alumnipodcasts.

00:00:06: Mein Name ist Katharina Lux.

00:00:08: Ich bin Redakteurin bei der Baunetz Campus Redaktion und ihr hört mich auch heute noch einmal mit dieser kleinen besonderen Folge.

00:00:17: Wie schon in den letzten Wochen nehmen uns auch heute wieder einige unserer Alumni mit auf kleine Reisen.

00:00:23: Sie schicken uns also quasi hörbare Postkarten aus Orten, die sie geprägt, irritiert oder auch einfach sehr überrascht haben.

00:00:31: Warum dieses kleine Special?

00:00:32: Wir dachten uns, dass es neben der Begleitung unserer Disziplinen als Architektinnen in den regulären Folgen, die ihr hoffentlich auch schon viel gehört habt, sehr spannend wäre, den Blick auf Orte zu richten, die unsere Alumni als Architektinnen besucht haben und aus ihrer Perspektive mit uns teilen wollen.

00:00:50: Dabei geht es nicht unbedingt immer um spektakuläre Gebäude, Architekturen oder Stadtstrukturen, sondern auch vielmehr um Erlebnisse, Beobachtungen und Atmosphären, die oft ganz nebenbei passieren, wenn ihr, wie ihr es auch kennt, Orte besucht und spüren könnt.

00:01:06: Heute hören wir dazu Ferdat, Ferdat Itegi, Nadine Heinig und Max Hinz.

00:01:12: Max ist übrigens Selbstteil der Baunetzredaktion aus den Baunetzmeldungen.

00:01:16: Mehr darüber erfahrt ihr in den regulären Podcast-Folgen, genauer gesagt in seiner Podcast-Folge der Nummer achtundsechzig, in der auch über seine Redaktionsalltag bei uns spricht, aber jetzt dazu, wie er reist.

00:01:29: Er erzählt uns von einem Ort, der ihm gar nicht so als Architekturort begegnet ist und trotzdem eine Menge Überwahrnehmung, Alltag und Geschmack verrät.

00:01:37: Es geht nämlich nach Rom, aber nicht ins klassische Rom der Antike oder des Barrocks, sondern in die Peripherie an den Rand der Stadt.

00:01:45: wo Familienurlaub und architektonischer Blick ineinander übergehen.

00:01:49: Los geht's dabei mit Max Hinz.

00:01:56: Hallo liebes Bauern ins Campus-Team.

00:01:58: Da gibt es natürlich viele Gebäude, die mich als Architekturtonalisten begeistern oder die mich auf gewisse Weise geprägt haben.

00:02:05: Aber ich möchte viel lieber mit einem Ort auf eure Frage antworten, den ich so ganz beiläufig kennengelernt habe.

00:02:11: den ich also nicht bewusst besucht habe, um ihn als architektonische Referenz zu begreifen oder um seine gestalterischen Aspekte zu verstehen.

00:02:20: Ich bin mittlerweile wahrscheinlich mindestens einmal pro Jahr in Rom, denn in Rom wohnt ein Teil der Familie meiner Partnerin.

00:02:26: Genauer gesagt, lebt sie dort am Rand der Stadt.

00:02:29: Das heißt, wir sind im Familienurlaub.

00:02:31: Was man, so finde ich, als eine Art temporär verlagerten Alltag verstehen kann.

00:02:37: Wir sind dort in der Peripherie, das heißt es ist nicht das Rom der Antike, es ist nicht das Rom des großartigen Barock, es ist das Rom entlang der Regenautobahn.

00:02:46: Wir trinken unseren Café, nicht auf einem der bekannten Stadtplätze, sondern beim Autogrill, der italienischen Autobahnraststätte.

00:02:53: Gegessen wird entweder in der viel zu lauten Stammpizzeria oder bei der Familie zu Hause auf Plastiktellern.

00:03:01: Das alles würden wir in Berlin so niemals tun.

00:03:04: In Rom gehört es für uns dazu.

00:03:07: Wir kwartieren uns meist ganz in der Nähe der Familie ein, mit Blick auf die Weide- und Grasflächen rings um die Stadt.

00:03:14: Irritierenderweise erinnert mich dieser Ausblick aus der Unterkunft immer an meine Heimat im Berliner Speckgürtel in Brandenburg.

00:03:23: Das Licht ist dort natürlich ein völlig anderes, aber diese Weite und diese Lehre, die kenne ich bestens.

00:03:30: Und genauso gut kenne ich auch den Kübel mit Fakeblumen, der sich dort auf dem Balkon befindet.

00:03:35: Früher hätte ich solche Geschmacklosigkeiten den Italienern nicht zugetraut.

00:03:39: Mittlerweile weiß ich, sie können das genauso gut wie wir in Brandenburg.

00:03:44: Ob man sich nun in einem privaten Wohnhaus befindet oder in einem öffentlichen Lokal, sobald man den öffentlichen Außenraum verlässt, gehören Plastik und Kitsch zum gestalterischen Kanon.

00:03:56: Der Unterschied zu Brandenburg, für den kulinarischen Geschmack zumindest, ist das herzlich egal.

00:04:02: Aber warum erzähle ich das Ganze?

00:04:04: Nun ja, Weil nachdem ich diese kleine Beobachtung geteilt habe, ist etwas ganz Interessantes passiert.

00:04:10: Ich habe mich wohl noch selten mit Menschen, die nicht aus der Architektur stammen, so angeregt über Stil, Geschmack, Gestaltung und letztlich auch über Raum und Architektur auseinandergesetzt.

00:04:28: So, und nach diesem Blick von Max... der uns, glaube ich, ganz gut gezeigt hat, wie Architektur auch so im scheinbar Banalen zu stecken scheint.

00:04:37: Reisen wir jetzt weiter nach Nord in Frankreich.

00:04:41: Firda de Teghi nimmt uns nämlich mit zum Ausstellungsprojekt Le Maschine de Lille, ein Ort, an dem Technik, Kunst und Fantasie ganz gut ineinander greifen.

00:04:51: Und das in Form von riesigen mechanischen Wesen, das sind Elefanten, Spinnen und Insekten aus Stahl und Holz, die durch die Stadt ziehen.

00:04:59: Also, vielleicht habe ich da jetzt auch schon ein paar Bilder gesponnen.

00:05:02: Das soll aber eigentlich Fiedert selbst machen.

00:05:04: Und das macht er auch in seiner kleinen hörbaren Postkarte für uns.

00:05:08: Und damit geht es jetzt los.

00:05:14: Also, ein Ort, der mir irgendwie sofort noch gekommen ist, ist tatsächlich Le Maschine du Lille in Norte, in Frankreich.

00:05:24: Es handelt sich um eine große Anlage auf einer kleinen Insel, die im Prinzip versucht so Ideen, oder fantastische Ideen, sage ich mal, von Jules Verre, und den da wünsche ich umzusetzen in große Maschinen.

00:05:39: Man kann da große Maschinen sehen, die quasi Insekten imitieren soll oder einen Elefanten oder eine Spinne.

00:05:48: Es ist sowieso auch eine Attraktion für Touristen, aber ich fand es besonders spannend, die Atelierräume zu sehen.

00:05:56: Die Menschen, die daran arbeiten, wie die zusammenkommen, mit was für einer Leidenschaft die daran arbeiten, das fand ich tatsächlich sehr, sehr beeindruckend.

00:06:04: Und es ist auch schön, die Maschinen in Aktion zu sehen, um diese ganzen Geräusche wahrzunehmen.

00:06:10: Genau, das kann ich auf jeden Fall empfehlen.

00:06:12: Sowieso ist die Stadt auch an sich sehr spannend, sehr schön am Wasser.

00:06:16: Es gibt einen Hafen, ja, eine sehr schöne Stadt.

00:06:20: Und da gibt es auch alte Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg, die man auch betreten darf.

00:06:25: Es ist auch sehr beeindruckend, einfach nur weil es Räume sind, die man nicht unbedingt so in den Stadträumen kennt.

00:06:31: Ich meine mich sogar zu ändern, dass da auch Ausstellungen waren.

00:06:34: Ich glaube sogar von Olafur Eliasson, wie ich mich richtig erinnert habe.

00:06:38: Das ist ehrlich gesagt ein paar Jahre her.

00:06:41: Genau.

00:06:43: Aber diese Maschineninsel kann ich auf jeden Fall wärmsten empfehlen.

00:06:49: Es ist wirklich eine Attraktion und es lohnt sich auf jeden Fall, das mal anzuschauen.

00:06:54: Danke.

00:06:57: Und zum Abschluss dieser Spezialfolge geht es auch nochmal gleich in drei Städte.

00:07:04: Nadine Heinig führt uns nämlich nach Moskau, Mumbai und Beirut.

00:07:09: Drei Orte, die in vielerlei Hinsicht kaum unterschiedlicher sein könnten und doch durch ihre Widersprüche verbunden sind.

00:07:17: Außerdem spricht sie darüber, warum Reisen für sie immer auch ein Perspektivwechsel ist.

00:07:23: Eine Übung in Demut, Bescheidenheit und Aufmerksamkeit, so wie sie sagt.

00:07:28: In ihren Eindrücken steckt viel.

00:07:29: Begeisterung, Irritation und eine große Offenheit für das, was Orte erzählen.

00:07:35: Aber das möchte ich Sie natürlich auch erzählen lassen.

00:07:38: Deswegen freue ich mich auf Ihre Nachricht an uns, die ihr jetzt hören dürft.

00:07:48: Ich finde meistens die Reisen am interessantesten.

00:07:52: wenn es sich um Orte handelt, die mich zwar einerseits faszinieren, die mich aber gleichzeitig auch irritieren, die nicht so schön sind, die irgendwie auch was Sperriges haben.

00:08:07: Was lernt man durch das Reisen?

00:08:09: Für mich ist es vor allen Dingen Bescheidenheit, Demut und die Perspektive wechseln.

00:08:19: Wenn man merkt, je weiter man sich von Europa entfernt, wie sich wirklich auch die Blickrichtung, das, was wichtig, was unwichtig ist, wie man auf die Welt schaut, dass sich das verändert.

00:08:35: Ein Ort, der mich besonders geprägt hat, ist auf jeden Fall Moskau.

00:08:41: Ich habe die Stadt geliebt bis zum vierundzwanzigsten Februar zwanzig zwanzig.

00:08:49: Moskau ist einfach ein Mallorca.

00:08:51: Das ist eine extreme Stadt, eine Stadt, die ... die Woche aktiv ist.

00:09:01: Ich habe nie so viele extreme, auch verrückte Menschen getroffen wie in Moskau.

00:09:08: Und es ist eine Stadt, in der zumindest in den ersten Jahren nach der Perestroika sehr viel infrage gestellt wurde, in der sehr viel möglich war und der dann auch sehr viel neu gebaut wurde und in der man trotzdem immer wieder Und das hat mich besonders,

00:09:27: das

00:09:27: waren meine Lieblingsgebäude, aus den zwanziger Jahren immer wieder wunderschöne konstruktivistische Gebäude finde, die dann ihrer Klarheit immer noch eine große Zeitgenössigkeit haben.

00:09:41: Auch wegen dieser Komplexität, wegen dieser vielen Schichten habe ich diese Stadt gelebt.

00:09:46: Das ist jedoch mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine zu einem Ende gekommen.

00:10:00: Ich finde, man sollte auch unbedingt nach Mumbai fahren.

00:10:02: Das ist eine Stadt, in der war ich jetzt das letzte Jahr häufiger.

00:10:06: Am Anfang fand ich sie wahnsinnig anstrengend, weil laut, heiß, es sind überall viele Menschen auf der Straße, erst recht, wenn man in den Slumps viel unterwegs ist.

00:10:22: Mit der Zeit aber, und das ist das, was ich auch am Reisen-Jest sehr schätze, fängt man an sich anzupassen, man entwickelt andere Tagesrhythmen, man ist anders, man leidet sich anders, man taucht so in die Stadt ab.

00:10:41: und nach der dritten längeren Reise nach Mumbai habe ich dann die Stadt auch wirklich für mich entdeckt und ihre Ich habe sie wirklich ins Herz geschlossen, weil das einfach so eine Stadt ist.

00:10:55: Da geht es nicht so sehr um das feine Detail, sondern eher um die Dynamik, die diese Stadt ausstrahlt, um den Lebenswillen, um den Gestalten und um die Menschen.

00:11:09: Man spürt einfach dort, dass es da so einen positiven Glauben an die Zukunft gibt.

00:11:14: Und das ist das, was ich an Mumbai besonders geschätzt habe.

00:11:19: Es gibt noch eine Stadt, die mich in den letzten Jahren sehr beeindruckt hat.

00:11:24: Das ist Beirut im Libanon.

00:11:28: Beirut ist eine Stadt, die immer wieder sehr schwer getroffen wurde, sehr stark verwüstet wurde, während des Bürgerkriegs von war.

00:11:41: Dann nochmal wirklich verwüstet wurde durch die Explosion im Hafen vor fünf Jahren.

00:11:50: die darüber hinaus mit Stromknappheit, mit so vielen Herausforderungen zu kämpfen hat.

00:11:57: Und trotzdem ist das ein Ort, wo immer wieder in der Geschichte sehr viel Geld und sehr viel eine sehr hoch entwickelte Kultur zusammengekommen sind.

00:12:10: Und das spürt man in der Stadt.

00:12:12: Es gibt aus verschiedenen Empochen sehr viele, sehr feind durchgearbeitete Gebäude.

00:12:19: finde ich viele Kulturinstitutionen und die werden dann, sobald es möglich ist, werden die wieder aktiv.

00:12:27: Es ist einfach ein Ort, wo man spürt, dass egal was passiert, man steht wieder auf.

00:12:35: Und man hat so einen, für mich strahlen die Leute dort so einen Lebenswillen, so einen Überlebenswillen aus.

00:12:43: Egal was ist, man kämpft sich zurück und feiert das Leben.

00:12:49: Was ist das, was ich an Beirut unglaublich schätze?

00:12:56: Das war's auch schon mit der dritten Folge unseres kleinen Spezials vorerst Letzten, aber da kann auch noch viel kommen.

00:13:06: Wir haben aber wieder drei Reisen und drei Strümmen gehört, beziehungsweise ein paar Mehrreisen, Nadine hat uns ja in ein paar Mehrstädte mitgenommen, aber generell wieder ganz viele unterschiedliche Blicke auf die Orte und Räume, die wir erfahren können, wenn wir sie denn nur besuchen.

00:13:20: Ihr merkt, Unsere Alunnee nehmen uns dann nicht einfach mit auf touristische Routen, sondern zeigen, wie viel schichtlich so ein Erleben von Raum sein kann, auch die Orte, die nicht gleich bei uns ums Eck sind.

00:13:35: Wenn ihr Lust habt, dann hört doch bitte auch gerne in unsere regulären Folgen rein, in der ihr natürlich auch den Werdegang unserer drei Gästinnen von heute hören könnt, aber auch vielen weiteren, die gibt es natürlich auch weiterhin, moderiert von unserer großartigen Host Kerstin Kuhnekat, die auch in den nächsten Wochen wieder am Start sind und rauskommen.

00:13:58: Dort sprechen wir mit unseren Gästen ausführlich über ihre Wege und ihre eigenen Projekte, aber insbesondere über ihre Disziplin, wo sie jetzt stehen und worum es eigentlich da geht in ihrem Beruf, den sie gerade ausüben, egal ob sie gerade konventionelle Architekt innen sind oder vielleicht ein bisschen was anderes machen mittlerweile.

00:14:18: Unser Podcast wird unterstützt von jeder.

00:14:21: Das sind die mit den Schaltern.

00:14:22: Mehr darüber könnt ihr auch auf baunetz-campus.de erfahren.

00:14:28: Ich verabschiede mich jetzt an der Stelle und hoffe auf ein beidiges Spezial wieder.

00:14:33: Vielleicht gibt es noch ein paar neue Snippets, ein paar neue Postkarten, demnächst wieder vielleicht auch in einem anderen Spezial, wo wir ein paar Stimmen hören.

00:14:41: Seid gespannt und lasst euch da überraschen.

00:14:44: Und ich wünsche euch aber jetzt erstmal noch eine gute Reise auch nach dem Sommer und freue mich, falls wir uns in einer nächsten Folge wieder hören.

00:14:53: Bis dahin.

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