#81 Kritischer Gestalter: Etabliert im Unetablierten - Julian Schubert

Shownotes

Julian Schubert gründete 2010 im Dreierteam Something Fantastic – eine Architekturpraxis, benannt nach ihrem Abschlussprojekt. Warum er das Fragen, Lernen und Hinterfragen so betont, wieso seine Haltung eher auf Krisen als auf Wachstum ausgerichtet ist und was Julian als „slow practice“ bezeichnet – dies und mehr in der aktuellen Folge.

Host und Produktion: Kerstin Kuhnekath Redaktion: Katharina Lux Text: Sorana Radulescu

Übersicht aller Folgen mit weiteren Infos & Bildern zu unseren Gästen: https://www.baunetz-campus.de/podcasts

Der BauNetz CAMPUS Alumni-Podcast wird unterstützt von GIRA.

Transkript anzeigen

00:00:00: Willkommen und seid gegrüßt zur einundachzigsten Episode von Studiertum zu Bauen, dem Baunetz Campus Alumni Podcast präsentiert von Gira.

00:00:09: Ich bin Kerstin Kuhnekath und mein heutiger Gast ist Julian Schubert.

00:00:14: Los geht's!

00:00:15: Herzlich willkommen im Bau-Netz-Kampus Alumni-Podcast.

00:00:18: Julian Schubert.

00:00:19: Du bist Architekt, Mitgründer von Something Fantastic und Lehrender am Sandberg-Institut in Amsterdam an der Gerit Riedfeld Akademie.

00:00:29: Dein Büro versteht Architektur als erweiterte Praxis, also nicht nur Gebäude, sondern auch Bücher, Möbel, Ausstellungen und Lehre.

00:00:39: Im Zentrum steht dabei eine ökologische und sozialverantwortliche Raumpraxis.

00:00:44: Darüber können wir auch noch sprechen, was das bedeutet.

00:00:47: Fangen wir mal mit dem Studium an und am Beginn.

00:00:49: Du hast Architektur an der UDK Berlin und an der ETH Zürich studiert.

00:00:54: Wie hast du das Studium an beiden Orten jeweils empfunden?

00:00:56: Das sind ja zwei sehr gute Universitäten.

00:01:01: Ja, vielen Dank für die Einladung.

00:01:04: Ich habe an diesen beiden Orten studiert und habe an der UDK, ich wusste, dass ich während der Schule schon wusste, ich möchte Architektur machen und ich möchte auch nach Berlin.

00:01:16: Und dann war quasi die UDK also der Ort, wo ich eben hin wollte.

00:01:22: Und ich habe die Freiheit, die man dort hatte, sehr... Schätzen gelernt, nicht von vielleicht gar nicht von Anfang an so geschätzt.

00:01:30: Also ich bin quasi schon mit etwas Vorprägung, also meine Eltern sind keine Architekten, meine Mutter ist Kunstlehrerin, mein Vater ist Gärtner, aber ich hatte trotzdem schon immer ein großes Interesse an der Architektur und wusste deswegen auch schon, dass ich das machen will und bin dann am Anfang so.

00:01:47: zuerst aus des ersten Studienjahr, mein erstes Studienjahr habe ich den Sommer nach diesem Studienjahr nochmal komplett aufgearbeitet, weil ich irgendwie nicht so richtig zurechtgekommen bin mit dieser Freiheit oder auch mit dem Vorwissen oder der Voridee, mit der ich in dieses Studium reingegangen bin.

00:02:06: Da war ich wahrscheinlich so ein bisschen von den großen, heronende Architektur so geprägt.

00:02:13: Irgendwie habe ich aber schon während dem ersten Jahr so gemerkt, der ein ganz so einfach ist das nicht heutzutage, ist ein bisschen komplexer.

00:02:22: Und ETH Zürich war dann gegen Ende des Studiums einfach, weil Elena und Leo und ich damals schon zusammengearbeitet haben und Leo war noch nicht so weit, sich zum Diplom anmelden zu können.

00:02:36: und deswegen haben Elena und ich noch mal in Auslands ein Gaststudium an der ETH gemacht.

00:02:41: Und eigentlich mit der Idee, da lernen wir jetzt nochmal richtig, wie man baut, de facto sind wir dann dort eher in die ganzen, also die Geschichtskurse haben wir total fasziniert.

00:02:54: Und wir haben dann gar nicht so sehr das technische, sondern eher das historische und theoretische war das, was uns da gefesselt hat.

00:03:02: Also da fand die Entwicklung statt von wegen, ich will Architekt werden, ich will bauen und dann ließ das irgendwann nach, weil ich das andere gepackt habe.

00:03:10: Die Theorie und was dann auch.

00:03:12: Ja, ich glaube, dass mit dem Bauen und diese bisschen so diese Relativierung, das war aber schon immer auch etwas, was ich einerseits, wenn man so quasi... In der Schule sind ja die Berührungspunkte mit der Architektur irgendwie dann doch eher über den Kunstunterricht und irgendwie so das Bauhaus und so weiter, also die Geschichten.

00:03:35: Und natürlich sind das alles auch stark sozial motivierte.

00:03:41: Architekturen, die da irgendwie auch oder die so ins Leben hineingreifen.

00:03:45: Und trotzdem ist es natürlich auch ein extremer Gestaltungs-Wille da immer auch mit dabei.

00:03:52: Und gleichzeitig habe ich dann aber auch aus meiner Kindheit so... Ich habe auch ganz viel auf Baustellen gespielt.

00:03:59: Ich habe Baustellen waren für uns Spielorte.

00:04:02: Und viele Spielorte wurden aber auch durch Baustellen irgendwie kaputt gemacht.

00:04:07: Also bauen war auch immer so... Bauen an sich war schön aber das Gebäude war eigentlich dann hat dann oft einen Ort ersetzt den wir davor eigentlich schöner fanden und ich glaube das sind schon das war schon von Anfang an deswegen auch immer klar dass Architektur nicht nur Räume schafft sondern natürlich auch Räume kaputt macht.

00:04:29: und das ist deswegen Ja, auch meine Eltern, die aus so einer sehr Ökologie bewegten.

00:04:36: Also, ich bin in den Achtzigerjahren aufgewachsen.

00:04:39: Ich war ständig auf Demos, gegen Atomkraftwerke, gegen Verbindungsstraßen und so weiter.

00:04:45: Und da war natürlich auch eher das Bauen, das ingenörige Infrastruktur.

00:04:50: Das war erst mal jetzt nicht per se gut.

00:04:54: Und ich glaube, diese zwei... Momente oder Perspektiven auf die Architektur waren von Anfang an da, aber so am Anfang des Studiums hat, glaube ich, dieses Ich Will-Bauen überwogen und das ist dann aber wieder zurückgedrängt worden von einer eher kritischen Haltung gegenüber dem Bauen an sich.

00:05:15: im Studium

00:05:16: kennengelernt hast du auch?

00:05:17: Ja, ich würde sagen, wir haben die auf jeden Fall im Studium kennengelernt.

00:05:20: und wir haben auch, ich habe auch Projekte im Studium gemacht, wo ich mich, wo ich habe Plattenbau-Projekt gemacht, wo ich auch am Ende ein Bild gemalt habe oder eine Installation gemacht habe, weil ich irgendwie auch gesagt habe, eigentlich ist es irgendwie, es ist doch gut, wie es ist.

00:05:37: Also das war noch ein sehr frei und sehr spielerischer Umgang damit, aber ich glaube dann so, in Perspektive auf unseren Abschluss.

00:05:47: Und unser Abschluss war ja, wir haben uns quasi vorbereitet auf die Idee, bald Abschluss zu machen.

00:05:53: Da war Finanzkrise, und dann war quasi okay, jetzt bereiten wir uns vor auf den Abschluss.

00:06:01: Und da war ja immer diese große, was mir so oder was uns so im Kopf geblieben ist.

00:06:08: Ein Wort, das damals sehr viral war, was man überhaupt nicht mehr sagt, aber so die Systemrelevanz.

00:06:15: Das war immer so, alles wurde hinterfragt auf seine Systemrelevanz.

00:06:20: Brauchen wir diese Bank dieses Unternehmen?

00:06:22: Brauchen wir das?

00:06:23: Oder können wir eigentlich auch ohne?

00:06:25: Und irgendwie fanden wir dieses grundsätzliche Hinterfragen total gut, also in dieser Stimmung, wo alles irgendwie Krise war.

00:06:37: Wo wir wiederum, also Leo, Lena und ich, sind alle aus solchen Haushalten dieser Ökologie bewegte, achtziger Jahre Geschichte.

00:06:46: Und da war quasi diese Idee, dass man aus dem vollen Schöpfen und immer so weitermachen kann.

00:06:52: Das war sowieso, also war sowieso nur eine Frage der Zeit, bis man, also Krise lang lebe, die Krise war so ein Cover, was wir damals auch mal entworfen haben.

00:07:01: Weil das ist ja, also die Krise ist ja das normale und nicht dieser Völlige überfluss von von allem.

00:07:09: also in sofern war das jetzt auch nichts Ja was wir jetzt als große krise sondern wahrgenommen hatten sondern eher so das gefühl Ja schön jetzt kann man jetzt kann man quasi hinterfragen was eigentlich wichtig ist und wie man eigentlich sich engagieren will wie man diese diese techniken und dieses handwerkszeug was wir gelernt haben wie wir das anwenden können für eine schönere und bessere Zukunft.

00:07:38: Das war damals der Untertitel von unserem Abschlussprojekt, was ja Something Fantastic hieß und dann unser Büro wollte.

00:07:45: Aber da war es Ansichten, Anregungen and Something Fantastic für eine schönere Zukunft.

00:07:53: Und siebzehn Jahre später, also seit der Finanzkrise sozusagen, hat sich schon einiges geändert, aber im Großen und Ganzen schöpfen wir immer noch aus den Vollen, also das jetzt sozusagen.

00:08:04: Unsystemrelevanz hat ja noch mal eine Renaissance, dann im Jahr zwei Tausend zwanzig in Corona-Zeiten.

00:08:10: und für diese Systemrelevanten applaudiert hat.

00:08:12: Das aber nur am Rande.

00:08:14: Und während des Studiums hast du schon mit den beiden wahrscheinlich das Magazin-Protokoll dann.

00:08:18: Genau.

00:08:19: Also es war ein richtiges Dreiergespann, dann anscheinend.

00:08:22: Ja, ja, genau.

00:08:23: Wir haben das Magazin damals, das war noch eine größere Gruppe.

00:08:28: Da gab es diesen Jahreskatalog und das war immer ein bisschen schwierig, alle zu motivieren, diesen Jahreskatalog zu machen.

00:08:35: Der war natürlich irgendwie als Archiv.

00:08:38: Alles sind da drin vorgekommen und so weiter war das irgendwie schon auch nett.

00:08:43: Aber wir hatten so das Gefühl, dass eigentlich der ganze Diskurs, der an der Uni stattfindet, auch jenseits der Projekte, dass der eben überhaupt nicht da abgebildet wird und dass der eigentlich viel interessanter ist und haben gesagt, das müsste eigentlich ein anderes Format, also dieser Katalog ist einfach... überholtes Format und haben dann mit einer größeren Gruppe, das waren glaube ich ungefähr zehn Leute, haben wir dann eben angefangen zu versuchen, ja so ein Magazin eben, also eine unmittelbare Reflektion dessen, was während des Semesters so passiert ist und auch eine, die sich öffnet für eben studentische Beiträge und so weiter, also wo man irgendwie auch selber sich austesten kann.

00:09:26: publizieren.

00:09:27: Und dann waren wir aber am Ende, waren es dann tatsächlich Elena Leo und ich, die das so zu Ende gemacht haben, weil wie das so ist bei so freien Projekten in der Uni.

00:09:39: Ja, da brößen wir dann nach und nach die Mitstreiter irgendwie weg, weil es halt andere Sachen zu tun gibt auch.

00:09:46: Aber das war auf jeden Fall ein sehr... formieren das und wichtiges und Projekt für uns, weil es uns eigentlich auch wieder das Handwerkszeug für die spätere Arbeit angegeben hat, nämlich Magazin oder Bücher machen.

00:10:00: Das haben wir eigentlich dabei ausprobiert und gelernt.

00:10:03: Und wie kamt ihr auf die Idee, dass das Publizieren so wichtig ist?

00:10:07: Was steckte dahinter?

00:10:08: Ihr wolltet wem was vermitteln?

00:10:12: Ja, wir hatten einfach das Gefühl, dass das an der UDK vieles Interessantes passiert, was nicht nach außen dringt oder was nur ein sehr kleiner Kreis mitbekommt und wirklich so im Grundverständnis von publizieren.

00:10:28: Wir wollten es publik machen.

00:10:29: Wir wollten anderen die Möglichkeit geben von dieser oder jener Lecture, von diesem oder jenem Seminar, Spaziergang und so weiter etwas mitzubekommen.

00:10:41: Und das war, glaube ich, die Grundintention, so Wissen zugänglich machen.

00:10:45: Werbung.

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00:11:36: Und du hast auch nach dem Studium angefangen selbst Leerformate zu entwickeln.

00:11:41: Also was habt ihr damals genau gemacht und wie bist du dadurch in die Lehre gekommen?

00:11:45: Der erste Lehrmoment, das war tatsächlich an der UDK.

00:11:49: Das war so ein Aluminiformat, wo die Idee war, die die gerade aus der Uni kommen, müssten ja eigentlich sehr gut wissen, was gerade die Studierenden interessiert.

00:12:00: Und dann gab es da so eine Art Card Blanche.

00:12:03: Und wir haben dann ein Format entwickelt, was wir genannt haben.

00:12:06: The Science of Science.

00:12:08: Lernen, lernen, durch Fragen, Fragen.

00:12:10: Und die Idee war, dass wir Stimmen an die Uni holen, die dort normalerweise nicht vertreten sind, aber irgendwie in diesen einerseits großen Fragen von Zukunft und andererseits so handfesten Fragen von Stadtentwicklung, wer bestimmt eigentlich, wie die Stadt sich entwickelt, dass wir da eben so verschiedene Stimmen, die normalerweise eben nicht an der Uni waren, reingeholt haben.

00:12:35: Und ja, das war ein schönes Seminar.

00:12:37: Und das zweite, was wir dann gemacht haben, war Wieso sieht das so aus?

00:12:41: Das war auch quasi so ein, auch in dieser Idee von Lernen, Lern durch Fragen, Fragen, wo wir uns sehr ordinäre, normale Gebäude, die in den letzten Jahren in Berlin gebaut wurden, mit den Studierenden angeschaut haben und dann hinterfragt haben, wieso sieht das so aus?

00:12:59: Und die Idee war natürlich einfach kennenzulernen, welche Parameter, welche Finanzpolitischen, Regularien oder welche städtebaulichen Leitbilder und so weiter eigentlich hinter den Gebäuden stehen, an denen man so jeden Tag vorbeiläuft.

00:13:17: Also es ging jetzt eben nicht um die Iconen der zeitgenössischen Architektur, sondern eher so das, was halt... so gebaut wird, wo man sich manchmal fragt, ich hab hier so sieht das so aus.

00:13:29: Ja, er häufig

00:13:31: fragt.

00:13:31: Genau.

00:13:42: Ja, ich glaube bei uns war das quasi diese Zusammenarbeit, wir drei, das hat einfach total viel Spaß gemacht und deswegen war irgendwie klar, wir wollen nicht, irgendwie wollen wir jetzt nicht uns davon trennen und erst mal in Büros gehen, sondern wir wollten halt, es hat einfach Spaß gemacht, zusammenzuarbeiten.

00:14:01: Und wir haben ja auch schon Geld verdient, weil wir aus dieser Erfahrung des Magazins machen, wurden wir dann von Ruby Press, also dem Verlag, der sich damals gerade neu gegründet hatte.

00:14:14: Und wiederum die Ilka Ruby war wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Wil Aretz, die hat also uns quasi miterlebt und hat das auch ein bisschen das Protokoll mit begleitet damals.

00:14:26: Also sie wusste irgendwie Bescheid darüber, was wir wissen und können und die hatten uns dann schon während dem Studium gefragt, die ersten Publikationen zu layouten.

00:14:37: und das haben wir gemacht und damit haben wir auch schon Geld verdient.

00:14:41: Das waren natürlich Publikationen, die also wo es jetzt nicht die Publikation ist, quasi der Inhalt ist fertig und jetzt muss noch jemand das Layout machen, sondern eine der ersten Publikationen war zum Beispiel das Jahrbuch der Steiermark.

00:14:56: und da ging es zum Beispiel auch darum einfach ganz grundsätzlich um die Frage, wie vermittelt man an ein vielleicht nicht Fachpublikum, sondern an ein Architektur interessiertes und an der Region interessiertes Publikum, diese zehn ausgezeichneten Gebäude.

00:15:15: In der Steiermark.

00:15:15: Genau.

00:15:16: Und wir haben dann zum Beispiel, wir hatten dann gesagt, wir würden irgendwie gerne Pläne vielleicht noch mal zeichnen und sie nicht in so einer trockenen Architektur Plan Darstellung, sondern wir würden sie gerne so zeichnen, wie sie auf den Bildern wiederum dargestellt sind, so dass man so irgendwie auch lernt Pläne zu lesen, durch diese Pläne, in denen sehr viele markante Details auch eingezeichnet waren, die wiederum auf den anderen Seiten dann auf den Bildern von Livia Corona auch wiederum zu finden waren.

00:15:49: Übertragung.

00:15:50: Genau, eine Übertragung und unsere Rolle war damals auch und ist sie dann auch sehr häufig geblieben und das mögen wir auch gerne.

00:15:58: Geht natürlich... über die quasi grafische Gestaltung eines Inhaltes hinaus, sondern ist eher in so einer Idee von Form und Inhalt bedingen sich an einem sehr frühen Zeitpunkt.

00:16:09: in diesem Projektbuch, sind wir also idealerweise und sehr gerne eben involviert und entwickeln dann mit den Autoren, Autorinnen, Editorinnen, Editorinnen zusammen irgendwie auch die grafische Umsetzung oder die grafische Idee.

00:16:26: Und das war eigentlich auch ein bisschen der Übergang dann in die quasi so in die Lehre, dann in die regulärere Lehre, weil die an der UDK, das war wirklich so einfach mal ein Seminar zum ausprobieren, auch jetzt nicht besonders gut bezahlt, aber so die reguläre Lehre dann an der ETH Zürich hat auch mit einem Buch angefangen, weil wir eingeladen wurden mit den Studierenden aus den Semesterarbeiten einen Buch zu machen.

00:16:57: Und da waren wir eben auch sehr viel mehr involviert, als jetzt nur diese Sachen zu nehmen und ein grafisches Konzept darauf zu applizieren, sondern quasi in der Diskussion.

00:17:11: Und so hat sich das dann entwickelt, dass wir dann immer früher gefragt wurden, mit dabei zu sein, bis wir halt irgendwann einfach die Lehre gemacht haben, aus der dann die Bücher entstanden.

00:17:22: Und was macht ihr sonst?

00:17:23: Und wir haben jetzt viel über Publikation gesprochen, aber wer macht ihr auch?

00:17:26: andere Projekte, also ihr seid ja ein Architekturbüro?

00:17:30: Ja, also das ist aber auch ab vor Discussion.

00:17:34: Wir sind ein Architekturbüro, weil wir Architektur studiert haben und weil alles, all unser Denken und unser, das was uns beschäftigt und womit wir uns beschäftigen, sich um die Architektur.

00:17:47: dreht und aus der Architektur kommt.

00:17:49: Aber wir sind kein Architekturbüro im klassischen Sinn.

00:17:54: Also wir sind kein Planungsbüro.

00:17:56: Insofern, das kann man schon diskutieren, sind wir überhaupt ein Architekturbüro.

00:18:01: Aber wir nennen uns schon gerne so, weil, wie gesagt, alles dreht sich und kommt immer aus der Architektur und ist immer damit beschäftigt, wie wir in dieser Disziplin Ja, die Dinge, die wir in so vielen Disziplinen gerade neu denken sollten und müssen, wie wir das eben auch in der Architektur machen können.

00:18:22: Und das beschäftigt uns einfach die ganze Zeit.

00:18:25: Ja,

00:18:26: ihr habt im Jahr die Gestaltung des deutschen Pavillons auf der Architekturbianale übernommen.

00:18:31: Wie kam es dazu und was bedeutet solch ein Projekt für eure Arbeit?

00:18:37: Das Biennale-Projekt war ein sehr schönes Projekt, weil wir da sehr viel an diesem Projekt von einem sehr frühen Zeitpunkt mitgestalten konnten.

00:18:46: Und das wiederum ging dann, ja wie so oft in unseren Kreisen, irgendwann lernt man das, dass diese Architektur, Zirkel, ja das sind ja keine großen Kreise, also da kennt man sich ja.

00:18:59: Und das war natürlich auch für uns dadurch, dass wir Bücher gemacht haben, waren wir glaube ich an einem sehr frühen Zeitpunkt irgendwie akzeptiert, weil wir quasi, wir waren neu und aber gleichzeitig hatten wir auch was an den Tisch zu bringen, was jetzt?

00:19:14: Wir saßen sehr schnell mit den Etablierten, die wir gerade noch aus dem Studium quasi so als die Referenzen, die großen Architekt-Innen irgendwie angeschaut haben.

00:19:23: Mit denen saßen wir am Tisch und haben zusammen über Bücher geredet und über deren Bücher.

00:19:29: Das war natürlich irgendwie total faszinierend.

00:19:31: Wie schnell man dann... In dieser speziellen Rolle, die wir da hatten, da irgendwie in diese Kreise, in diese relativ kleinen Kreise irgendwie so reinkommt.

00:19:40: Und wir haben eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum über das tourboale Prätre von Lakathor Vassal gemacht, über dieses Umbauprojekt.

00:19:49: und waren dadurch einerseits eben mit Jean-Philippe und Anne sehr eng und waren aber dann auch eben mit dem Direktor des Architekturministeriums mit Peter Carola Schmal.

00:20:00: Der kannte natürlich dann auch unsere Arbeit und der kam auf uns zu, in den Buch Arrival Cities von Ducs Saunders in der Hand und hat gesagt, er würde gerne einen, der deutsche Pavillon ist ja ein Wettbewerb, jeder kann da was einreichen, er würde auch gerne etwas... einreichen.

00:20:19: und er hat eben vor dem Hintergrund der sehr großen, das war ja, im Jahr zweitausendfünfzehn, eben Migration, ein ganz großes Thema.

00:20:27: und dann hatte er eben dieses Buch in der Hand und hat gesagt irgendwie müssen wir was machen zu diesem Thema und er würde das gerne im Museum machen, eine Ausstellung, aber er würde jetzt gerne auch noch was schnell für die Bienale einreichen, ob wir das nicht mit ihm entwickeln können.

00:20:47: Und deswegen waren wir da wirklich von der ganz groben Idee Migration, Stadtplanung, Stadtentwicklung, Architektur, das hängt, also da kommt was auf uns zu.

00:20:58: Und hier, Ducs Anders, Arrival Cities, interessante Perspektive.

00:21:04: Lass uns was machen.

00:21:05: Also fing das an.

00:21:06: Super.

00:21:07: Total gut.

00:21:08: Ja.

00:21:09: Was heißt denn Slow Practice?

00:21:12: Ihr sprecht von Slow Practice.

00:21:14: Was steckt hinter diesem Begriff?

00:21:16: Slow Practice ist ein Begriff, den wir jetzt nicht, also den wir so für uns manchmal verwenden, weil wir auch im Nachgang zu dieser Bienale oder im Zuge dieser Bienale war auch ein bisschen für uns so ein Moment, wo wir aus diesem kleinen Vier-Drei, was er sowieso, manchmal habe ich das Gefühl, wir sind eher wie so eine Band irgendwie so, aber es sind einfach Vier-Drei, wir arbeiten total gerne zusammen.

00:21:42: Aber da war so der Moment, wo man natürlich dann so ein größeres Projekt, wo man irgendwie ein, zwei Mitarbeitende, wir Praktikanten, wo man irgendwie hätte wachsen können.

00:21:54: Wo das so.

00:21:55: dann die Frage war, okay, wachsen wir jetzt, wenn wir jetzt so ein Büro-Büro oder wie machen wir das jetzt eigentlich?

00:22:02: Und wir haben uns damals dann entschieden, dass wir eigentlich gerne diese Freiheit, die wir durch dieses selber die Dinge machen, eben haben.

00:22:12: dass wir die gerne beibehalten wollen und dass wir auch vorhersehen können, dass wir, wenn wir ein Büro haben, irgendwann in der Situation sein werden, dass wir aus der Verantwortung dem Büro gegenüber Dinge machen werden, die wir eigentlich uns geschworen haben, nie zu machen.

00:22:31: Man wird in diese Situation kommen.

00:22:33: Und das wollten wir nicht.

00:22:34: Und um sich eben dem, und es ist, glaube ich, auch so ein Grunddilemma, unserer Zeit, weil wir ja alle wissen, okay, wir müssten es eigentlich anders machen.

00:22:43: Aber wir begeben uns immer in wirtschaftliche Logiken, aus denen heraus das, was wir tun, total logisch ist.

00:22:50: Aber mit so einem Common Sense oder mit einem quasi gesunden Menschenverstand angeschaut, ist es einfach total bescheuert, dass wir das machen.

00:23:00: Aber wir kommen da halt nicht raus.

00:23:02: Und deswegen haben wir gesagt, Um nicht in diese Situation zu kommen, dürfen wir halt erst gar nicht rein, sonst sind wir da drin.

00:23:09: Und deswegen haben wir eigentlich seitdem, so mit wenigen Ausnahmen, sind wir nur wir drei.

00:23:15: Also wir sind die drei Gründungspartner, das ist das Büro.

00:23:19: Und wenn wir größere Projekte machen, dann arbeiten wir mit anderen zusammen.

00:23:23: Das bezeichnen wir manchmal als Slow Practice, weil es eben dieses... nicht einer Wachstumslogik folgen einerseits ist und das irgendwie dieser ganze slow Gedanke.

00:23:34: aber der slow Gedanke natürlich auch vom slow food wo eben nicht nur das esserlebnis sondern die ganze kette angeschaut wird von der ganzen nahrungsmittelproduktions kette und man eben versucht auf all diesen schritten ein bewusstes gutes Ergebnis oder ein gutes Leben zu ermöglichen für alle, die da involviert sind und eben nicht nur damit der oder die Essende ein wahnsinns Geschmackserlebnis hat.

00:24:02: Und genauso würde ich auch sagen, geht es uns ja auch in der Architektur, wo wir mehr und mehr uns bewusst werden und was für Auswirkungen unser Bauen hier an anderen Orten hat und die Ressourcen, die wir abbauen und transportieren und emittieren durch die Abgase und durch den Betrieb der Gebäude und so weiter.

00:24:28: Das ist ja, könnte man auch sagen, in so einer Bewusstwertung befinden wir uns ja Gott sei Dank gerade in der Architektur und wir versuchen halt jetzt auch so im kleinen Maßstab in unseren Projekten das immer wieder mit einfließen zu lassen und natürlich jetzt nicht nur das schöne Resultat über alles zu stellen, sondern auch wie man dahin gekommen ist und was alles nötig ist auf dem Weg dahin und dass man eben auch versucht, ja, mit möglichst wenig, möglichst viel zu erreichen und so weiter.

00:24:58: Aber das sind alles so Aspekte einer Slow Practice, würde ich sagen.

00:25:04: Und das funktioniert seit fünfzehn Jahren immerhin,

00:25:06: muss man ja auch sagen.

00:25:07: Genau.

00:25:08: Ja, irgendwann sind wir so an dem Punkt, wo man dann so ... Am Anfang war man so jung und frisch und jetzt ist man irgendwie an dem Punkt, wenn man sagt, naja, jetzt sind wir nicht mehr so jung und frisch, aber wir sind immer noch da.

00:25:20: Ja, genau.

00:25:21: Etabliert.

00:25:22: Genau.

00:25:22: Etabliert in seiner Unetabliertheit.

00:25:25: Also es ist schon auch, es ist ja ein ständiges Austesten auch und immer wieder auch was Neues machen, was uns natürlich auch persönlich so gefällt, dass wir immer wieder neue Sachen machen.

00:25:37: Und insofern, ich würde sagen, etabliert im unetablierten.

00:25:42: Es gibt ja immer diese Sehnsucht, auch Dinge in Schubladen zu stecken, was ja eigentlich auch hilft, um natürlich zu sagen, so Schlagwort hier bei dem Büro dies, bei dem Büro das, bei dem Büro das.

00:25:53: Und ihr kontakariert das einfach.

00:25:56: Was auch gut ist.

00:25:57: Ihr regt zum Denken an dadurch.

00:26:00: Ja, ist immerhin, wir müssen darüber natürlich auch oft nachdenken und denken darüber nach und werden gefragt.

00:26:06: Und ich habe auch große Probleme, wenn mich jemand fragt, was wir eigentlich machen und am einfachsten kann ich es manchmal beantworten, indem ich sage, was ich diese Woche alles gemacht habe, weil dann wird irgendwie ein bisschen klar, was so die Bandbreite ist.

00:26:24: Ja, aber ich finde auch, also für uns ist das im Moment und die letzten Jahre die Art, wie wir den Anspruch und die Idee und das quasi, was wir an Wunschvorstellungen für die Architektur und unsere Städte und so weiter und die Entwicklung haben, wie wir das eben umsetzen können.

00:26:47: Aber gleichzeitig sehen wir natürlich auch den Wert des guten Bounds und guten Planens und so weiter und gibt auch manchmal, also gibt auch im Moment haben wir sogar einen quasi die Idee, so ein Planungsbüro zu gründen besteht.

00:27:05: Das würde aber auf gar keinen Fall something Fantastic heißen, sondern das würde ganz klar sich mit einer bestimmten Art der urbanen Wohngebäudeplanung dann auseinandersetzen und würde auch dementsprechend organisiert unter... heißen und Wissen aufhäufen und so weiter, weil ich glaube, dass ökonomische Unterfangen eines Architekturbüros das immer wieder andere Sachen macht und bei diesen komplexen Planungsaufgaben ist einfach extrem schwierig, das ökonomisch auf gesunde Füße zu stellen.

00:27:36: Also ich glaube, man lernt dadurch, dass man Dinge immer wieder tut.

00:27:40: Das ist natürlich etwas, was uns manchmal ein bisschen... dass wir Dinge immer wieder tun und dadurch nicht so viel lernen.

00:27:47: Bisschen wie das, was du eben gesagt hast, dass bei der UDK das ganze Wissen irgendwo ist und ihr das irgendwann mal veröffentlichen wolltet.

00:27:56: Ich finde, wenn man so viele verschiedene Dinge macht, ist es total gut, mal innezuhalten und mal wirklich zurückzuschauen, sich alles noch mal anzugucken und dann nämlich noch mal einen Blick auf die vielen Kompetenzen, die man da auch angesammelt hat zu werfen.

00:28:08: für sich selber das publizierenden Anführungsstrichen sozusagen

00:28:11: nochmal.

00:28:12: Ja, diese Kompetenzen sind ja oft auch, also in der Lehre in Amsterdam zum Beispiel, da haben wir einen Format, das nennen wir das Interlocutor Program.

00:28:22: Und die Idee ist, dass wir den Studierenden ein Budget und Hilfestellung geben, um sich jeweils einen eigenen Gesprächspartner, also einen Interlocutor einzuladen, weil wir auch gemerkt haben, dass zum Beispiel eine dieser Also Skills oder Techniken oder dieser Werkzeuge, die wir total oft verwenden, nämlich dass wir Leute anschreiben, dass wir irgendwie eine Anrede machen, dass wir irgendwie so einen Kontakt aufbauen, dass wir aber auch ein Budget handeln und so weiter.

00:28:54: Das haben wir nie getestet.

00:28:58: Das ist aber sehr schnell, wenn man ein eigenes Büro führt, muss man das dann machen.

00:29:02: Deswegen ist auch so diese Idee, ja wir nennen es dann halt irgendwie so ein Soft Skill, der egal was für eine Art von räumlicher, künstlerischer, gestalterischer Praxis man entwickelt, das wird man.

00:29:16: Man wird irgendwie ein Budget handeln, man wird Leute ansprechen, müssen und so weiter.

00:29:23: Das versuchen wir auch schon irgendwie zu integrieren in die Lehre, weil wir das eben auch bei uns in so Projekten wie den eben selbst initiierten oder dem Außer-Kurriculum.

00:29:34: Das war ja das Protokoll damals, das war ja nicht Teil des Curriculum, sondern das war außerhalb.

00:29:38: Deswegen würde ich auch immer dafür plädieren, genau solche Sachen außerhalb des Curriculum zu machen, weil man oft bei denen mehr lernt eigentlich als bei dem, was man hätte lernen sollen, also offiziell.

00:29:52: Ja, auch interessant, dass es so ist.

00:29:55: Wie bist du noch Amsterdam gekommen?

00:29:57: Amsterdam war... Sozusagen klassisch oder keine Ahnung.

00:30:03: Also erste Einladung kam wirklich aus dem kompletten Nichts von dem damaligen Direktor dieses Studiengangs.

00:30:10: Das Department hieß Studio for Immediate Spaces und ich hatte da noch nie was von gehört.

00:30:16: Der damalige Direktor war Leopold Banchini, ein Architekt aus der Schweiz, der damals aber auch viel in Portugal noch war und eben in Amsterdam dieses Studio for Immediate Spaces.

00:30:28: geleitet hat und er hat mich einfach zu einer Schlusskritik eingeladen.

00:30:32: Und ich war total perplex, weil ich bis dahin überhaupt nur quasi ETH, UDK und andere, also ich war auch regelmäßig auf Architektur, Schlusskritiken oder so Midterms oder sowas.

00:30:47: Aber das war so anders in Amsterdam.

00:30:50: Das war prägend, weil es so weil die eben keine Entwürfe, keine Modelle, sondern nur echte Sachen vorgestellt wurden.

00:31:02: Also echte Arbeiten, so ein Theaterstück und eine Installation und eine Video.

00:31:09: Aber alles war eins zu eins, war das.

00:31:12: Es war nicht die Idee oder das Modell oder der Plan davon, so wie ich das aus der Architektur eben gewohnt war.

00:31:19: Dieses Entwerfen für die Tonne.

00:31:21: Ja, genau, genau.

00:31:23: Ne, es war einfach das.

00:31:25: Da, worum es ging, so.

00:31:27: Und das war sehr imponierend.

00:31:29: Und dann hatte Leopold mich gefragt, im Jahr darauf, eine Mutterschaftsvertretung zu machen als Tutor.

00:31:37: Dann war ich da so drei, vier Mal und habe mir den Studierenden geredet über ihre Projekte.

00:31:42: Und dann kam die Frage, ob ich nicht co-director werden will mit Leopold.

00:31:49: Und dann haben wir einen Plan gemacht, wie wir das zusammen machen.

00:31:52: und dann wiederum hat Leopold aber Familie, er hatte dann Nachwuchs bekommen und konnte irgendwie Amster damit seine Routine nicht mehr einbauen.

00:32:02: Und dann habe ich wiederum gesagt, ich mache das sehr gerne, ich übernehme das gerne als Direktor, aber ich möchte gerne das zusammen machen im Team.

00:32:09: Und das Team war eben damals Leo Elena und unser Freund Ludwig Engel, ein Zukunftsforscher, mit dem wir bis dahin auch schon viel zu tun hatten, aber wenig gearbeitet.

00:32:22: Also wir haben schon ein, zwei Projekte auch zusammengemacht.

00:32:25: Wir sind aber vor allem sehr gut befreundet.

00:32:28: Und dann habe ich eben vorgeschlagen, dass ich mit diesem Team das dann zusammen mache.

00:32:33: Und dann hat sich so im Laufe der Zeit ein bisschen herauskristallisiert, dass Ludwig und ich das jetzt vor allem machen und Lena und Lena sind eher so im Konzeptionellen, aber nicht so in eins zu eins der Lehre da involviert.

00:32:45: Und seit mittlerweile sechs Jahren machen wir das.

00:32:50: Super.

00:32:51: Ich denke, dass das für die Studierenden wirklich wertvoll ist, wenn da ein Team ist und nicht eine ikonische Professur.

00:32:58: Ja, also das versuchen wir ihnen natürlich dadurch auch immer vorzuleben, dass das für uns auch eine Art ist, wie man, ich muss immer an Tonsteine scherben denken, keine Macht für niemand, aber ich denke da keine Macht für niemand alleine, weil in dem Moment, wo ich immer wieder jemanden habe, mit dem ich oder vor dem ich meine Entscheidungen rechtfertigen muss, komme ich auch nicht in so ein Machttaume hinein und natürlich bin ich jetzt als Departementdirektor nicht im Machttaum.

00:33:27: Aber ich glaube schon, dass dieses Aufteilen und Berechen von Macht eigentlich uns sehr gut tun würde und genau und das machen wir da auch und darüber hinaus ist es natürlich geht es jetzt bei uns jetzt auch nicht darum, dass man die Macht aufteilt, sondern es geht natürlich auch darum, dass man die Arbeit aufteilt und dass man aber auch, weil Lehre gerade an so einer Kunstakademie schon auch manchmal anstrengend und psychisch sehr fordern sein kann, weil natürlich die Diskussionen und die Themen, die da auf den Tisch kommen, das sind natürlich alle Themen, die wir in der Gesellschaft gerade so diskutieren und manchmal ist man da gefühlt, auch noch nicht so ganz trittsicher und weiß noch gar nicht, wie man jetzt bestimmten Tendenzen gegenüber sich verhält.

00:34:19: Und da ist es sehr gut, wenn man ein Counterpart hat, mit dem man das besprechen kann.

00:34:24: Und das gibt es, glaube ich, ich habe lustigerweise, mein Sohn ist jetzt auf einer Montessori-Schule und eine Freundin ist auch gerade als Lehrerin auf eine Montessori-Schule gewechselt und da ist zum Beispiel die Idee der gemeinsamen Lehre, also dass eben es zwei Lehrende gibt, total fest verankert und ich fand das ganz interessant, so im Nachhinein kennenzulernen, weil für mich hat sich das eben so entwickelt, weil ich immer so im Team gearbeitet habe und fand das irgendwie interessant, dass es da auch so ist und das ist natürlich total erleichtern und man hat natürlich im Moment vielleicht weniger, es ist weniger effizient.

00:35:07: im Sinne von mehr Doppelarbeit und wir nehmen halt weniger Gehalt in Kauf dadurch.

00:35:15: Aber es ist eben so viel mehr Freude.

00:35:17: Also es macht so viel mehr Spaß und ist auch so viel resilienter in kritischen Momenten.

00:35:25: Ja, mehr Freude.

00:35:26: Das ist viel mehr wert.

00:35:29: Wir fahren da immer mit dem Zug hin und freuen mich auf die Zugfahrt.

00:35:32: Wir bereiten vor und macht großen Spaß.

00:35:35: Es ist gar kein Vergleich mit Geschäftsreisen, die man so alleine hinter sich bringt.

00:35:42: Und für uns war früher zum Beispiel ETH-Lehre, war ja ganz stark von ganz vielen Reisen geprägt.

00:35:47: Unsere Themen waren ja... Wir haben uns mit Verwälters in Brasilien, in Mumbai, wir waren in Cairo oft, also es waren sehr viel unterwegs.

00:36:01: Und all diese Reisen haben wir ja immer zusammen gemacht, also Leo, Elena und ich und die Studierenden.

00:36:08: Und die anderen Lehrenden, wir haben das ja dann ein Zeit lang mit Rainer Hehl, dann mit Schlautmalter Bart gemacht und es war natürlich großartig mit den Leuten, mit denen man gerne ist und befreundet ist, mit denen man arbeitet, dann auch noch zusammen zu verreisen.

00:36:23: Da bin ich aber im Moment gerade eigentlich ein bisschen in der anderen Lebensphase, weil ich jetzt eben zwei Kinder habe und diese Reisen so jetzt nicht mehr sind, aber deswegen ist es ja schon zumindest diese Amsterdam.

00:36:34: das Amsterdam Pendeln mit dem Ludwig zu machen.

00:36:38: Das ist sehr schön.

00:36:39: Ja,

00:36:40: und wenn der Zug fährt, ist natürlich auch super.

00:36:43: Wir sind da ganz entspannt.

00:36:44: Wie sieht deine weitere Arbeit aus neben Lehrer und Something Fantastic?

00:36:48: Was machst du sonst in der Praxis?

00:36:50: Ja, also ich mache... Beides nach wie vor total gerne.

00:36:55: und was auf was ich mich noch freue, was wir jetzt gerade so am Anfang sind, ist der Stadthausbauverein.

00:37:04: Und der Stadthausbauverein ist ein Zusammenschluss von uns mit eben genanntem Zukunftsforscher Ludwig Engel und einem Projektentwickler.

00:37:15: Und wir würden eigentlich gerne die Themen, die wir halt immer in der Lehre, die so immer wieder aufgetaucht sind, die auch in den Parmenion aufgetaucht sind, also so Fragen der Inklusivität, Fragen der Offenheit.

00:37:30: Wie schaffen wir es eigentlich, eine offene, produktive, kreative Stadt herzustellen oder zu erhalten, gleichzeitig maximal inklusiv zu sein, also allen und allem gegenüber, also weil ich glaube, dass die Städte, so wie wir sie halt als Behausung der Menschen in der intakten Natur, die müssen wir einfach komplett neu denken.

00:37:52: Also wir müssen die Natur, die Tiere und alles mitdenken.

00:37:56: Wir müssen aber auch vielleicht, wenn wir uns die letzten Jahrzehnte Outsourcing und so weiter anschauen und Globalisierung, dann müssen wir vielleicht auch wieder mehr Produktionen und Fabriken usw.

00:38:09: mitdenken in diese Städte.

00:38:12: Also diese Frage der Inklusivität ist eine, die uns eben in der Lehre total beschäftigt hat und wir uns eben jetzt mit dem Stadthausbauverein einfach versuchen, das umzusetzen.

00:38:23: Also die Frage, wie können wir einen Akteur auf dem Markt platzieren, der einfach sowas entwickelt?

00:38:33: Das ist ja auch mit der Idee von, wenn man Lehre macht, wenn man Bücher macht, man hat ja immer wieder die Idee, dass man durch diese kleine Arbeit, die man da macht, irgendwie andere dazu animiert, das Gute zu sehen und das wieder zu reproduzieren und damit es sich verbessert, damit es besser wird.

00:38:52: Und das ist aber oft in der aktuellen Arbeit so nachrangig den Projekten, weil man natürlich dann, man leert... und zeigt die guten Referenzen, die andere gebaut haben oder man macht Bücher über die guten Projekte, die andere gemacht haben.

00:39:08: Und das ist eine totale Motivation zu sagen, ich möchte, dass dieses Projekt bekannt ist, damit andere wiederum diesem Beispiel folgen.

00:39:17: Und der Stadthausbauverein ist so ein bisschen die Idee, jetzt wiederum vor die Architektur zu kommen, weil wir das Gefühl haben, in dieser Projektentwicklung Da sind eigentlich die ganzen relevanten Fragen, werden eigentlich in dieser Entwicklungsphase beantwortet und die Versagen und die Architektur.

00:39:35: Also wenn mal definiert ist, was für eine Art von Wohnungen da rein sollen, dann ist es natürlich eine Frage der einer guten oder nicht so guten Architektur, ob das halt gut wird.

00:39:46: Aber eigentlich interessiert uns noch viel mehr diese Frage davor.

00:39:49: Was sind das eigentlich für Wohnungen?

00:39:50: Wie wohnen die Menschen eigentlich heutzutage in was für Konstellationen?

00:39:54: Oder wie müssten wir Häuser so planen, dass wir eben langfristig Raum gut nutzen können und nicht immer mit ganz viel Leerstand oder inneren, partiellen Leerstand enden, weil wir im Moment... Das war so ein Thema unserer Lehre an der UDK, jetzt gerade eben dieses Konstellationenwohnen, also dass wir eben typischerweise Häuser bauen oder Wohnungen kaufen in Momenten, wo wir als Familie, als Kernfamilie irgendwie den maximalen Platz bedarf haben, so in dieser Nestbaufase, die natürlich eine ganz prägende für die Identität total wichtige Phase ist, die aber... dummerweise immer dazu führt, dass wir dann, wenn man sich so eine Biografie anschaut, bewohnen wir ein Haus nur für eine relativ kurze Zeit so und dann haben wir halt leer stehende Kinderzimmer, Kinder ziehen aus oder Partner trennen sich und so weiter und dann haben wir eben, wir haben im Moment einerseits Zimmerlehrstand, aber Wohnungsnot und da müssten wir halt einfach neue Modelle finden.

00:40:57: Dafür setzt sich der Stadthausbauverein ein, also eben für neue Wohnmodelle vor, nach und jenseits der Kernfamilie, also weil natürlich viele Menschen auch nicht mehr in der traditionellen Kernfamilie leben, aber es geht vor allem auch für diese Phasen davor und danach.

00:41:14: Und gleichzeitig ist die Idee beim Stadthausbauverein auch so.

00:41:19: diese Frage nach, wie können wir eigentlich die Offenheit der Stadt erhalten?

00:41:24: und wir haben da mit dem Konstellationenhaus, das wir mal entworfen haben und jetzt auch mit Studierenden an der Ulika eben bearbeitet haben.

00:41:32: Und anderen Projekten, die wir gemacht haben, sind wir zu so einem Art Claim gekommen für diesen Stadthausbauverein, der heißt vorne Halligalli, hinten Friedefreude Eierkuchen.

00:41:45: Also eigentlich beruht es alles auf der Idee, auf der Dialektik vom Leben in Tag und Nacht in Anspannung und Entspannung in Wohnen und Arbeiten und so weiter.

00:41:55: Aber wir irgendwie das Gefühl haben eigentlich, wir haben alle in uns, also selbst in der Wohnung, wir haben das Laute und das Leise.

00:42:02: Man braucht immer diese Dialektik.

00:42:04: Und wenn wir es schaffen, diese Dialektik so in die Grundrisse zu übersetzen, dass sie einen, dass die einen Räume eben auf einen Stadtraum orientiert sind, der eben laut, produktiv, kreativ, urban sein kann und die anderen auf geschützten Raum, der kann ein Hof sein, es kann auch irgendeine andere Form haben.

00:42:27: Aber wenn man das irgendwie organisiert bekommt, dann können wir eben in der Stadt wieder alles zulassen.

00:42:32: Also dann können wir die offene inklusive Stadt wieder, wir können sie bauen, wir können sie erhalten und so weiter.

00:42:39: Das ist so ein bisschen die Idee von diesem Stadthaus-Bauverein.

00:42:44: Super, vielen Dank für die Ausführung.

00:42:47: Jetzt kommen wir zur letzten Frage.

00:42:49: Wenn du heute auf die nächste Generation schaust und jemand hört zu und sagt, ich möchte auch Slow Practice betreiben.

00:42:57: Was würdest du jungen Architektinnen mitgeben, die eine ähnliche Richtung einschlagen wollen?

00:43:03: Also ich glaube, bei uns war es, wenn ich so unsere unseren Werdegang bisher anschauen, dann war es schon wichtig, dass wir irgendwie durch dieses Bücher machen auf eine Art so eine Nische hatten und dass wir natürlich auch profitiert haben von der Entwicklung der digitalen Werkzeuge in dem Moment, wo wir zum Beispiel im Studium, also wir haben noch, mein erstes Jahr habe ich auch noch mit der Hand gezeichnet und dann, es war aber klar, man darf auch mit dem Computer.

00:43:32: Aber wir haben dann zum Beispiel diese ganze Adobe Creative Suite natürlich verwendet, um unsere Pläne zu machen und so weiter.

00:43:39: Und das war aber natürlich ein paar Jahre davor, war ja Graphic Design Studium einfach auch noch die Programme erlernen, die man halt dafür braucht.

00:43:47: Aber das war ja in dem Moment dann für uns alles, also quasi eine druckfertige Datei herzustellen, war durch die digitale Evolution sehr einfach geworden.

00:43:58: So und davon haben wir natürlich profitiert.

00:44:01: Das wäre natürlich heutzutage etwas anderes, weiß ich aber jetzt auch nicht was genau, aber

00:44:07: KI wahrscheinlich.

00:44:11: Und ja, sich das irgendwie zur Nutze zu machen und dann irgendwie so diese, seine, seine Nische irgendwie finden da.

00:44:18: Also ich glaube, wenn man so eine kleine, ja wie mit Spezies, das ist halt, wenn man so eine kleine Spezies ist, dann braucht man eine Nische, wo man gut überleben kann.

00:44:30: Ja.

00:44:31: Ansonsten habe ich jetzt einen Rat, den ich selber nicht befolgt habe.

00:44:36: Aber was ich manchmal... Also wir hatten so, sehr früh waren wir quasi sehr autark und haben sehr wenig nach Vorbildern oder auch Mitvorbildern gearbeitet.

00:44:47: Und manchmal denke ich so, wenn ich jetzt jemanden hätte, mit dem ich am Anfang meiner Karriere zusammengearbeitet hätte, der jetzt aber eben quasi so... So alt ist, dass er oder sie quasi jetzt auch darüber nachdenkt, alles weiterzugeben.

00:45:06: Also so jemanden zu haben, so eine Figur, das finde ich manchmal nicht schlecht im Moment.

00:45:11: Das haben wir aber nicht, weil wir auch nie in einem Büro gearbeitet.

00:45:16: Und das ist vielleicht was, was ich als Rat sagen könnte.

00:45:23: Das kann man auch nicht so bewusst.

00:45:24: Ich glaube, das passiert halt oder das passiert nicht.

00:45:26: Dann nehmen wir es als Anregung.

00:45:27: Ist vielleicht eine Anregung,

00:45:28: genau.

00:45:29: Super.

00:45:30: Dann danke ich dir vielmals für das Interview, Julian Schubert.

00:45:34: Sehr gerne, ich

00:45:34: bin gefreut.

00:45:35: Das war Studiertum zu bauen.

00:45:37: Der Baunetzkampus Alumni Podcast präsentiert von Gira.

00:45:41: Wir freuen uns, wenn ihr beim nächsten Mal wieder rein hört und wenn ihr uns eine Bewertung da lasst.

00:45:46: Redaktion und Veröffentlichung, Katharina Lux und Sorana Radolescu, Baunetzkampus, Moderation und Audioproduktion.

00:45:53: Ich, Kerstin Kunikat, Berlin, Das war Studiertum zu bauen, der Baunetz Campus Alumni Podcast präsentiert von Gira.

00:46:04: Wir freuen uns, wenn ihr beim nächsten Mal wieder rein hört und wenn ihr uns eine Bewertung dalasst.

00:46:08: Und übrigens, Julian Schubert hat mir nach dem Interview erzählt, woran er gerade arbeitet.

00:46:15: Und zwar in einem zwanzig bändigen Kompendium zur Artenvielfalt.

00:46:19: Mit dem Titel Manifest und im Rahmen der Conceptual Bienale.

00:46:25: Redaktion und Veröffentlichung, Katharina Lux und Sorana Radulescu bauen jetzt Campus, Moderation und Audioproduktion Ich, Kerstin Kunikat, Berlin,

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